Auf den Spuren von Marie Curie, Lise Meitner und Ida Tacke – Physiktage für Schülerinnen in Jena

Nur etwa ein Fünftel der Studierenden der Physik sind junge Frauen. Dabei gehört die Physik wohl zu den interessantesten Fächern überhaupt – ohne Physikerinnen und Physiker gäbe es weder Laser noch integrierte Schaltkreise noch neuartige Werkstoffe, und folglich auch weder Computer noch Autonavigationssysteme, weder CD-Spieler noch Mikrowellenherde, weder Kabelfernsehen noch Mobiltelefone, noch viele andere Anwendungen, die uns das Leben erleichtern oder angenehm machen.

Jungen Frauen Lust auf Physik machen wollen jetzt einige engagierte Physikerinnen der Uni Jena. Vom 25. bis 27. März 2002, also in den Osterferien, veranstalten sie speziell für Schülerinnen der Klassen 10 bis 12 einen Physik-Kurs. Die „Physiktage für Schülerinnen“ finden an der Physikalisch-Astronomischen Fakultät statt. In interessanten Vorträgen erklären Professoren, wie die Physik dabei hilft, Krankheiten zu erkennen, was man alles mit Spiegeln, Linsen und Prismen machen kann und wie ein Regenbogen entsteht. Ein Besuch in der Zeiss-Werkstatt des Optischen Museums steht ebenso auf dem Programm wie Führungen durch die High-Tech-Labors der Fakultät. Am spannendsten aber dürfte wohl das Praktikum sein, bei dem die Schülerinnen unter Anleitung von erfahrenen Assistentinnen und Assistenten eigene Versuche durchführen können. Und natürlich haben die Organisatoren auch einen geselligen Abend eingeplant…

Interessierte Schülerinnen sollten sich schnell anmelden, entweder per Telefon unter 03641 / 947003 (Dr. Angela Unkroth) oder schriftlich im Dekanat der Physikalisch-Astronomischen Fakultät, Max-Wien-Platz 1, 07743 Jena – wegen der nötigen Praktikumplätze ist die Teilnehmerinnenzahl auf 32 begrenzt. Bei der Anmeldung bitte Name, Anschrift, Schule und Klassenstufe nicht vergessen! Die Teilnahmegebühr beträgt 5 Euro, darin sind allerdings das Eintrittsgeld ins Optische Museum und das Essen am geselligen Abend schon enthalten. Einige zusätzliche Euro werden für das Mittagsessen in der Mensa (selbstverständlich zum Studentenpreis) fällig. Wer von auswärts kommt, kann für weitere 10 Euro im Jugendgästehaus am Herrenberg übernachten – Frühstück inbegriffen. Dafür sollten sich die auswärtigen Schülerinnen aber bis zum 10. März anmelden, Schülerinnen aus Jena und Umgebung können sich dagegen noch bis zum 20. März Zeit lassen. Aber auch hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Um die Förderung des weiblichen Nachwuchses in der Physik kümmert sich auch der Arbeitskreis Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Zahlreiche Hinweise zum Thema bietet außerdem der Verein Frauen in Naturwissenschaft und Technik NUT 

Hintergrund: Frauen in der Physik

Dass Frauen in Physik nicht schlechter und oft sogar besser sind als Männer, zeigt ein Blick in die Geschichte. Marie Curie entdeckte zum Beispiel gemeinsam mit ihrem Mann Pierre die Elemente Radium und Polonium und wurde gleich zweimal mit einem Nobelpreis ausgezeichnet – außer ihr gelang das nur Linus Pauling und John Bardeen. Lise Meitner arbeitete mit Otto Hahn und Fritz Strassmann zusammen – sie hätte wohl ebenfalls den Nobelpreis bekommen, wäre sie nicht eine Frau und dazu nach dem Verständnis der Nazis noch „Halbjüdin“ gewesen. Zuerst entzog man ihr die Lehrerlaubnis, dann musste sie kurz vor der Entdeckung der Kernspaltung aus Deutschland fliehen. Immerhin war sie schon in den Jahren zuvor mehrmals wegen früherer Leistungen für den Preis vorgeschlagen worden, aber jedes Mal leer ausgegangen. Lise Meitner war übrigens auch die erste Frau in Deutschland, die es bis zur Professorin in Physik schaffte. Auch sie entdeckte – gemeinsam mit Hahn – ein Element, das Protactinium. Angefangen hatte sie als Assistentin bei Max Planck, dem Begründer der Quantentheorie. Planck hielt nicht viel von Frauen in den Naturwissenschaften – er sprach gar von „naturwidrigen Amazonen“ -, und dennoch schaffte es die nicht einmal 1,50 m große Lise Meitner innerhalb kurzer Zeit, sich seinen Respekt zu verschaffen. Das war nicht einfach in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, zu einer Zeit, als eine Zeitung einen Vortrag von „Frl. Prof. Lise Meitner“ ankündigte – sie werde über „Kosmetische Prozesse“ sprechen, hieß es dort. Gemeint waren natürlich „Kosmische“…

Zu den ganz Großen in der Physik zählt auch Ida Tacke, Mitentdeckerin des Elements Rhenium. Wahrscheinlich hat sie auch das Element Technetium entdeckt, dem sie den Namen „Masurium“ gab. Es ließ sich jedoch bei weiteren Untersuchungen nicht wiederfinden, so dass die Entdeckung nicht anerkannt wurde und sich später andere Forscher damit schmücken konnten. Gewichtiger noch: Bereits 1934 hatte die Forscherin in einer Zeitschrift die Kernspaltung vorhergesagt – und wurde von der gesamten Physikerelite, darunter mehrere spätere Nobelpreisträger, ignoriert, mutmaßlich, weil sie eine Frau war. Und nie auch sind die Gerüchte ganz verstummt, wonach die erste Frau Albert Einsteins, Mileva Maric, einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Relativitätstheorie gehabt haben soll.

Weitere Informationen: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Physikalisch-Astronomische Fakultät, Gleichstellungsbeauftragte, Dr. Angela Unkroth, Max-Wien-Platz 1, 07743 Jena, Tel.: 03641 / 94 70 03, Fax: 03641 / 94 70 02, E-Mail: dekanat@paf.uni-jena.de

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