High-Tech auf den fernsten Gipfeln

Doch bisher sind Sanitärsysteme, die den ökologischen Vorgaben entsprechen, eher die Ausnahme. Ein Konsortium aus Anlagenbauern, Forschungsunternehmen und Ressortbetreibern hat das Projekt SANBOX gestartet, um nachhaltige und emissionsfreie Sanitärmodelle zu entwickeln. Die Nutzung von Brauchwasser für ein angeschlossenes Treibhaus trägt auch dazu bei, den Versorgungsengpass für Frischeprodukte zu entschärfen.

Ressorts mit Kreislauf-Sanitäranlagen bieten auch der Natur Erholung
Die Erhabenheit des Hochgebirges oder die Farbtiefe eines einsamen Fjords vor dem Hüttenfenster, Einschlafen mit dem Brandungsrauschen des Mittelmeers im Ohr – das Credo „zurück zur Natur“ führt Urlauber immer häufiger in Regionen, die noch ursprünglich anmuten. Für einige Wochen hat das Einsiedlerdasein seinen Reiz, und touristische Anbieter bedienen auch ausgefallene Reisewünsche.

Die Betreiber dieser Anlagen sehen sich häufig in einer Zwickmühle: Rechtliche Vorgaben für den Umweltschutz und die Notwendigkeit, den ökologischen Fußabdruck gering zu halten, um den Reiz der Region langfristig nicht zu schmälern, verlangen nach nachhaltigen Sanitärsystemen. Extreme Wetterlagen, saisonal stark schwankende Besucherzahlen und die begrenzte Verfügbarkeit von Wasser und Energie erschweren den Betrieb, dabei erwarten Feriengäste nicht nur funktionierende Infrastruktur sondern auch zunehmend Komfort.

Die Umrüstung vorhandener Sanitäranlagen ist kostenintensiv oder stößt aus energetischen Gründen an ihre Grenzen. Technologischer Fortschritt der letzten Jahre eröffnet nunmehr neue Möglichkeiten. Zum Beispiel gewährleisten Memb-ransysteme eine hohe Qualität des aufbereiteten Wassers bei sehr geringem Energiebedarf. Im Rahmen des EU-Projektes SANBOX entwickeln Abwasserexper-ten aus Wirtschaft und Forschung ein wirtschaftliches Kreislaufsystem zur Was-seraufbereitung und Wiedernutzung, das unterschiedlichen klimatischen Bedin-gungen Rechnung trägt. Durch die Kombination der Schwarz- (Toiletten und Uri-nale) und Grauwasserbehandlung (Bad, Küche, Waschen) in einem System wer-den Ressourcen eingespart und eine kompakte Bauweise realisiert. Die Energie für die den Betrieb der Vakuumpumpen liefert Solarenergie.

Das Modul besteht grundsätzlich aus je einer Einheit für die Aufbereitung von Schwarz- und Grauwasser sowie einem Evapotranspirationssystem und der op-tionalen Gewächshauseinheit. Forscher vom ttz Bremerhaven stehen dabei vor der Herausforderung, eine neuartige Evatranspirationseinheit zu entwickeln und zu implementieren. „Ein solches Modul zur Entwässerung und teilweisen Hygieni-sierung des Schwarzwassers ist derzeit noch nicht auf dem Markt erhältlich und daher von besonderem Interesse für die teilnehmenden Unternehmen“ berichtet Projektmanager Alexander Schank aus dem ttz-Bereich Wasser-, Energie und Landschaftsmanagement.

Alle Rückstände des Systems sowie das aufbereitete Wasser können optional zur Düngung bzw. Bewässerung von Obst und Gemüse in ein Gewächshaus eingelei-tet werden. So lässt sich auf die Belieferung mit Frischeprodukten wie Obst und Gemüse quasi emissionsfrei sicherstellen: Eigenzucht statt Helikoptertransport spart Treibstoff, senkt die Betreiberkosten und macht autark. Um den unter-schiedlichen klimatischen Bedingungen Rechnung zu tragen, werden drei ver-schiedene Module entwickelt. Das Alpenmodell nutzt zusätzlich Membranfilter zur Wasseraufbereitung, das Skandinavien-Modell nutzt alternative Energieformen für einen durchgängigen Betrieb und das Modell für den Mittelmeerraum muss besonderen Anforderungen hinsichtlich der Investitionskosten entsprechen. Allen Systemen gemein ist die Anforderung an eine funktionale technische Ausstattung, die eine hohe Betriebssicherheit gewährleistet.

Die drei Prototypen werden bei Projektpartnern aus der Tourismusbranche in den Alpen, an der Mittelmeerküste sowie in Norwegen unter Praxisbedingungen ge-testet. Um die Erweiterung des Systems um zusätzliche Einheiten zur Kapazitäts-erhöhung sicherzustellen, wird bereits in der Entwicklungsphase eine modulare Bauweise zu Grunde gelegt. Die Kapazität des Basissystems ist auf Unterkünfte mit 15 bis 60 Übernachtungsgästen ausgelegt. Die Koordination des Projektes liegt in den Händen des norwegischen Sanitärspezialisten JETS. SANBOX wird von der Europäischen Union mit einer Gesamtförderung von 1,15 Mio. Euro un-terstützt.

Media Contact

Britta Rollert idw

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