„Grüne Geschäfte“ im Kleingarten: Neues Abwasserkonzept entsteht

Kleingärten sind in Deutschland sehr beliebt – in rund einer Million Gärten verbringen etwa fünf Millionen Menschen ihre Freizeit: Tradition seit über 145 Jahren, in denen technischer Komfort und Nutzeransprüche stetig gewachsen sind. Doch ein Sorgenkind bleibt oft die Abwasserentsorgung:

„Kleingärten sind nicht an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen. Für Abwässer und Fäkalien müssen dann andere Entsorgungswege gefunden werden“, erklärte heute Prof. Dr. Jörg Londong vom Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft der Bauhaus-Universität Weimar. Gemeinsam mit dem Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung (BDZ) und dem Stadtverband der Kleingärtner (SLK), beide Leipzig, will die Uni neue Wege für den hygienischen und umweltverträglichen Umgang mit Fäkalien aus Kleingärten finden. Für das innovative Projekt hat jetzt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) rund 53.000 Euro Fördermittel zugesagt.

„Im Projekt soll das Kleingartenwesen aber auf keinen Fall gefährdet oder bevormundet werden“, betonte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde. Vielmehr handele es sich um ein dialogorientiertes Vorhaben, bei dem gemeinsam mit den Kleingärtnern nach machbaren Sanitärlösungen gesucht werde. Zentrales Ziel sei es, Umweltentlastung und Nutzerbedürfnisse zum Vorteil aller zu verknüpfen, unterstrich Brickwedde.

„Am Beispiel von Kleingartenkolonien in Leipzig werden wir sinnvolle und umsetzbare Veränderungen benennen, Hemmnisse diskutieren und Vorschläge für eine beispielhafte Umsetzung erarbeiten“, umriss Londong das Vorhaben. Zentrale Punkte seien dabei der Vergleich von Anschaffungs- und Betriebskosten, der Wartungsaufwand und Entsorgungskomfort sowie das Umweltentlastungspotenzial.

Bundeseinheitliche Vorgaben, speziell für den Kleingartenbereich, gebe es bis heute nicht, erklärte der BDZ-Vorstandsvorsitzende Wolf-Michael Hirschfeld. Für die Fäkalienentsorgung seien derzeit zwar oft Chemie-, Trocken- oder Humustoiletten im Einsatz. Trotzdem stelle man auch immer wieder problematische Entsorgungen von Toiletteninhalten fest – zum Beispiel unsachgemäßes Kompostieren oder Rasensprengung mit Abwasser. Hygienische Anforderungen und die Nährstoffbilanzen des Bodens würden dabei missachtet. Ein besonderes Problem stellen auch viele Sammelgruben dar, so Hirschfeld. Bis zu 30 Prozent der eingebrachten Stoffe versickerten demnach im Erdreich, erreichten Grundwasser oder nahe Gewässer. Das sei eine beträchtliche Gefahr für den Wasserhaushalt ganzer Gebiete. „Doch trotz der problematischen Aspekte wollen wir niemanden maßregeln, sondern konkrete Hilfestellungen bieten“, betonte der BDZ-Experte.

Auch Robby Müller, SLK-Vorsitzender, begrüßte das Projekt: „Das Image von Kleingärten zu verbessern, heißt auch, die Randbedingungen zu verbessern. Dazu gehören wesentlich die hygienische Situation, der Komfort von Sanitäranlagen und die Umweltentlastung. So können Kleingärten auch für jüngere Menschen wieder deutlich an Attraktivität gewinnen“, so Müller.

Das Kleingarten-Projekt sei zwar auf den Leipziger Raum beschränkt, so Londong. Von den Projektergebnissen sollen aber bundesweit Kleingartenkolonien profitieren können. Daher werde der Abschlussbericht interessierten Vereinen und Personen kostenlos zur Verfügung gestellt.

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Franz-Georg Elpers DBU

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