Testlauf für Tsunami-Warnsystem im Pazifik
Keine Welle, aber auch keine Warnung für Tonga
Das pazifische Tsunami-Warnsystem sei viel besser, hat es nach der schrecklichen Naturkatastrophe vom 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean geheißen. Diese Woche hat es nun auch für das pazifische Tsunami-Warnsystem einen ersten echten „Testlauf“ gegeben: In der Nacht vom 3. Mai hat es für den Tonga-Archipel und die benachbarten Inseln im Südpazifik nach einem 7,8 Erdbeben eine Tsunami-Warnung vom Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) in Ewa Beach/Hawaii gegeben. Glücklicherweise ist es zu keiner großen Welle gekommen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner jüngsten Ausgabe.
„Es war eine nette Übung“, meinte der Geophysiker Gerard Fryer vom PTWC. Genau jenes Forschungszentrum war es auch, das eine Warnung vor dem tödlichen Tsunami im Dezember 2004 herausgegeben hatte. Allerdings war die Einrichtung viel zu weit weg vom Schuss, nur mit einer Handvoll Forschern besetzt, die mit ihren Fahrrädern ins Zentrum eilten, wenn die Warnsignale anschlugen. Zudem waren drei der sechs Signalbojen beschädigt. Eine offizielle Liste derjenigen, die im Falle eines Tsunamis verständigt werden sollten, fehlte ebenso. Die Folgen des 2004-Tsunami im Indischen Ozean waren verheerend. Die Opferbilanz wurde stetig nach oben korrigiert. Mehr als 186.000 Menschen sind ums Leben gekommen. Die Behörden hatten auf die Katastrophe rasch reagiert. Seitens der US-National Oceanic & Atmospheric Administration NOAA wurde auch viel Geld in die Verbesserung des Pazifischen Warnsystems gesteckt, das nun rund um die Uhr besetzt ist.
Am Donnerstag, den 4. Mai um 4:27 tonganischer Ortszeit (3. Mai, 15:27 GMT) haben seismische Messungen das Beben festgestellt. Eine Eilwarnung wurde ausgeschickt, da das Beben schnell als „extrem gefährlich zur Entwicklung einer Flutwelle“ eingestuft wurde. 42 Stationen und 14 wissenschaftliche Bojen gaben die Informationen gebündelt an das PTWC weiter. 15 Minuten danach erfolgte die erste Warnung. Eine knappe Stunde später wurde ein Bulletin ausgeschickt, der mitteilte, dass Tonga bereits von einer Welle getroffen sein musste und diese in 90 Minuten Fidschi erreichen könnte. Ein 40-Zentimeter Tidenhub auf der 500 Kilometer östlich gelegenen Insel Niue hat dann gezeigt, dass es zu keinem Tsunami gekommen ist. Um 6:36 Ortszeit wurde schließlich Entwarnung gegeben.
„Im Großen und Ganzen ist alles gut über die Bühne gegangen, obwohl es bei der Versendung der Bulletins zu einigen Ausfällen gekommen ist“, so Fryer. Die erste Warnung sei ordnungsgemäß nach Tonga gesendet worden. „Allerdings fiel im tonganischen Zentrum gerade zu dieser Zeit der Strom aus“, erklärt der Forscher. Eine aufmerksame Hotelcrew hatte die Warnung weitergeleitet, nachdem sie auf CNN vom Erdbeben erfahren hatten. Die CNN-Reporter rieten den Tonganern dazu, die Informationen ins 24-Stunden-Kabel Netzwerk einzuspeisen. Das sei keine schlechte Idee, meint Fryer.
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