EU-Kommission will Ressourcennutzung nachhaltig gestalten

Das Wuppertal Institut begrüßt die Ressourcenstrategie und mahnt weitere Schritte an


Europa soll künftig sorgsamer mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Das ist das Ziel der „thematischen Strategie“ zur nachhaltigen Ressourcennutzung. Das Wuppertal Institut hat die EU-Kommission in den letzten Jahren bei der Entwicklung ihrer Strategie durch eine Reihe von Projekten unterstützt. Dabei wurde der Ressourcenverbrauch der EU im In- und Ausland quantifiziert, die wichtigsten Materialflüsse und die sie verursachenden Branchen und Produktgruppen wurden bestimmt. In ihrer Ressourcenstrategie stellt die EU-Kommission fest, dass es der Politik bisher nicht gelungen sei, die tiefgreifenden nicht nachhaltigen Trends der Ressourcennutzung in Europa und weltweit umzukehren.

Umweltpolitik müsse über die Kontrolle von Emissionen und Abfällen hinausgehen und eine Systemperspektive „von der Wiege bis zur Bahre“ einnehmen. Es sei wichtig, die Umweltwirkungen auch jenseits der europäischen Grenzen zu bedenken, die mit unseren Wirtschaftsaktivitäten verbunden sind. Die Mitgliedsstaaten werden aufgefordert, nationale Programme zur Förderung zukunftsfähiger Ressourcennutzung aufzulegen.

Die EU-Ressourcenstrategie hat einen langfristigen Zeithorizont von 25 Jahren. Allerdings stehen ein Aktions- und ein Zeitplan für die kommenden Jahre noch aus. Auch bei konkreten Zielen und Prioritäten hält sich die Kommission in ihrem Dokument bedeckt. Als Orientierung wird ein Faktor 3,7 der Erhöhung der Materialproduktivität in den nächsten 50 Jahren erwähnt. Dieses Ziel weist nach Einschätzung von Dr. Stefan Bringezu, Leiter der Forschungsgruppe „Stoffströme und Ressourcenmanagement“, zwar in die richtige Richtung, es ist jedoch zu schwach, um zu einer absoluten Verminderung des Ressourcenverbrauchs und damit einer nennenswerten Entlastung der Umwelt beizutragen. Die Ressourcenproduktivität müsste und könne daher erheblich stärker als von der Kommission angepeilt steigen. Ein Programm zur Erhöhung der Material- und Energieeffizienz könnte dabei nicht nur die Umwelt entlasten, sondern Innovationen befördern, damit die Wettbewerbsfähigkeit steigern und Arbeitsplätze langfristig sichern.

Dass diese Verbindung von Ökologie und Ökonomie über die Erhöhung der Ressourcenproduktivität möglich ist, wird auch in der EU-Ressourcenstrategie erwähnt. Doch werden die konkreten Möglichkeiten, die sich dahinter verbergen, noch zu wenig ausgeleuchtet. Während die Ressourcenstrategie darauf abhebt, die Umweltwirkungen von Ressourcenverbrauch weiter zu untersuchen, zeigen die Analysen des Wuppertal Instituts und europäischer Partnerinstitutionen, dass zunehmender Ressourcenverbrauch gesamtwirtschaftlich betrachtet bislang stets mit wachsenden Umweltbelastungen verbunden war. Daher empfiehlt das Institut, dass künftige Forschungsarbeiten sich auf die technologischen und institutionellen Möglichkeiten konzentrieren sollten, den Ressourcenverbrauch vom wirtschaftlichen Wachstum abzukoppeln. Dabei gilt es, die Ressourcenproduktivität zu steigern, auf erneuerbare Energien und Materialien umzusteigen und nachhaltige Formen der Flächennutzung zu fördern.

Die Ressourcenstrategie setzt stark auf eine weitere Verbesserung der Wissensbasis. Hierzu sollen eine europäische Informationsdrehscheibe und ein internationales Expertengremium für nachhaltige Ressourcennutzung eingesetzt werden. Hierbei wird das Wuppertal Institut als internationales Kompetenzzentrum in diesem Bereich genannt. Das Institut arbeitet bereits an Projekten, die den Akteuren in Unternehmen und Haushalten konkrete Informationen an die Hand geben sollen, wie sie profitabel zu einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beitragen können, und welche politischen Maßnahmen die richtigen Anreize setzen, dies auch zu tun.

Ansprechpartner:

Dr. Stefan Bringezu
Leiter der Forschungsgruppe Stoffströme und Ressourcenmanagement

Tel.: 0202 -2492-131
E-Mail: stefan.bringezu@wupperinst.org

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