Arktisbewohner als lebende Endlager

© WWF

Die Menschen und Tiere der Arktis sind einer alarmierend hohen Belastung mit gefährlichen Industriechemikalien und Pestiziden ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt ein heute erschienener Bericht des Arktischen Überwachungs- und Bewertungsprogramms (AMAP).

Die fünfjährigen Untersuchungen zeigen, dass die Inuit auf Grönland und in Kanada die weltweit höchste Belastung an Dauergiften in ihren Körper aufweisen, obwohl sie diese Stoffe nie selbst verwendet haben. Die festgestellten Werte im Blut vieler Aktisbewohner übersteigen die Gesundheitsgrenzwerte bei weitem und liegen bis zum zwanzigfachen über der Belastung der Menschen in gemäßigten Breiten. Nach Einschätzung des WWF zeigt der Report die dringende Notwendigkeit internationaler Vereinbarungen zum Schutz vor Dauergiften, so genannter POPs (Persistant Organic Pollutants). Die Inuit der Arktis ernähren sich traditionell von Meeressäugern.

Viele dieser Tiere sind stark belastet. Da sich die Gifte im Laufe der Nahrungskette anreichern, lässt sich in den Blutwerten vieler Einheimischer ein extrem hoher Anteil toxischer Stoffe nachweisen. “Die schleichende Vergiftung hat inzwischen eine Größenordnung erreicht, bei der zu befürchten ist, dass die Zahl der bereits im Mutterleib geschädigten Kinder steigen wird“, befürchtet Patricia Cameron vom WWF. Für Kinder sind die Dauergifte besonders gefährlich. Wissenschaftler vermuten, dass sie die Abwehrkräfte gegenüber Krankheiten schwächen. POPs sind bekannt dafür, das Nervensystem und die Gehirnentwicklung anzugreifen, sowie das Wachstum und die Fortpflanzung zu beinträchtigen. Durch Wind und Meeresströmungen werden sie aus der ganzen Welt in die Arktis transportiert. Die Folge: Eisbären, Polarfüchse, Seehunde, Orcas, Schweinswale, Möwen und Wanderfalken sind hoch belastet. Bei zahlreichen Arten lassen sich dem AMAP Report zufolge bereits Gesundheitsschäden nachweisen.

„Mit der Giftbelastung im Gewebe von Eisbären und Seehunden steigt auch deren Infektionsgefahr“, so Patricia Cameron, Chemieexpertin beim WWF Deutschland. Mit dem so genannten Stockholm-Abkommen wurden erste weltweite Regulierungen zum Verbot der zwölf giftigsten Chemikalien auf den Weg gebracht. Aber Russland und die USA haben das Abkommen noch immer nicht ratifiziert. Darüber hinaus gibt es viele ähnlich gefährliche Chemikalien, die auch hierzulande täglich Verwendung finden.

Media Contact

WWF

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer