Wie Fledermäuse tropische Wälder aufforsten
Die Nistkästen ähneln hohlen Baumstämmen, den natürlichen Behausungen der Fledermäuse. Die Tiere nahmen diese Quartiere in Besitz und verteilten mit ihren Ausscheidungen Samen von mehr als 60 Pflanzenarten rund um die Quartiere – sie legten damit die Grundlage für einen neuen Wald.
In der aktuellen Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Conservation Biology“ stellen Detlev Kelm vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin (IZW) und Kerstin Wiesner und Otto von Helversen von der Universität Erlangen-Nürnberg die Ergebnisse einer Langzeitstudie in Costa Rica vor. Die Forscher haben damit eine Methode entwickelt, die die Regeneration von tropischen Wäldern beschleunigt und zudem einfach und kostengünstig einzusetzen ist.
Die tropischen Wälder erfüllen für die globale Ökobilanz mehrere Funktionen. So spielen sie eine wichtige Rolle im Kohlendioxidkreislauf und beherbergen einen Großteil der weltweiten Arten. In den Jahren 2000 bis 2005 ist der Bestand der Wälder weltweit jedoch um jährlich 0,18 Prozent zurückgegangen, in Lateinamerika sogar regional um über 1,5 Prozent. Die intensive Nutzung als Ackerland macht den Boden unfruchtbar, gerodete Flächen liegen brach. Da die Rodungsflächen keinerlei Schutz für Vögel und Kleintiere als Samenausbreiter bieten, verbreiten sich einheimische Pflanzensamen nur schleppend. Die künstliche Aufforstung tropischer Wälder ist wiederum sehr kostspielig und oft fehlt die Kenntnis, wie man den Wald schnell wieder in einen möglichst natürlichen Zustand versetzen kann.
„Hier können die Fledermäuse Abhilfe schaffen, denn sie scheuen die offenen Flächen nicht und haben einen großen Aktionsradius“, erklärt Detlev Kelm vom IZW. Die Tiere fressen viele Früchte und trinken Nektar, wodurch ihnen eine Schlüsselrolle in der Samenausbreitung und Pflanzenbestäubung zukommt. „Schon nach wenigen Wochen waren in die Quartiere insgesamt zehn Fledermausarten eingezogen“, berichtet Kelm. Die Forscher konnten so den Effekt auf die direkte Umgebung untersuchen. Sie fanden heraus, dass um die künstlichen Quartiere Samen von zahlreichen Pflanzenarten eingetragen wurden, darunter besonders viele Pionierarten. Diese Pflanzen bilden das erste Stadium der Wiederbewaldung und setzen somit die natürliche Wiederaufforstung in Gang.
Die Methode verlangt keine großen Investitionen und ist ein Beitrag dafür, dass sich Waldbestände natürlich regenerieren können. Die Quartiere sind kostengünstig hergestellte Kästen, die fast keiner Wartung bedürfen und über Jahre genutzt werden können. „Wir hoffen, dass diese billige und einfache Methode in Zukunft in vielen Gebieten der Neuwelt-Tropen angewandt wird, und somit Fledermäuse als wichtige Helfer bei der natürlichen Wiederbewaldung der Tropen ‚angestellt’ werden“, schlägt Kelm vor. Dies sei ein kleiner, aber wirkungsvoller Beitrag für die Gesamtproblematik des globalen Umwelt- und Klimaschutzes.
Informationen und Fotos:
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin
Dr. Detlev Kelm, 030 5168 513, kelm@izw-berlin.de
Steven Seet, 030 5168 108, seet@izw-berlin.de
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