Umweltchemikalien schädigen das Hormonsystem


Expertentagung als Basis für Beschränkungen und Verbote

Mehrere Hundert gängige Chemikalien stehen unter dem Verdacht, das Hormonsystem von Tieren und Menschen zu beeinträchtigen, für etwa 60 Substanzen ist dies bereits belegt. Dies ist ein Ergebnis eines umfangreichen Forschungsprogramms von Bundesumwelt- und Bundesforschungsministerium, dessen Resultate auf einer heute beginnenden wissenschaftlichen Tagung in Berlin vorgestellt und diskutiert werden. "Forschung alleine löst das Problem jedoch nicht. Das Vorsorgeprinzip gebietet, die Auswirkungen auf Mensch und Natur durch hormonell wirkende Chemikalien soweit wie möglich zu vermindern", betonte Simone Probst, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium zur Eröffnung der Tagung.

Wenn weibliche Meeresschnecken plötzlich zusätzlich männliche Geschlechtsorgane entwickeln, oder wenn männliche Fische sich zu Fischweibchen umwandeln, dann stimmt die körpereigene Chemie der Tiere nicht mehr, ist oft ihr Hormonsystem schwer gestört. Als Ursache werden seit einiger Zeit Umweltchemikalien vermutet, die zufällig wie körpereigene Signalstoffe wirken. Die Ergebnisse des von der Bundesregierung initiierten Forschungsprogramms bestätigen die These und nennen noch weitere Folgen wie verminderte Fruchtbarkeit oder Störungen des Stoffwechsels. Die mittlerweile nachgewiesene deutliche Verminderung der Qualität der männlichen Spermien im Laufe der letzten Jahrzehnte legt nahe, dass auch der Mensch betroffen ist.

Es sind völlig unterschiedliche Chemikalien, für die bereits hormonelle Nebenwirkungen nachgewiesen wurden: Von langlebigen halogenierten Kohlenwasserstoffen, die sich durch die Nahrungskette anreichern, über verschiedene Pestizide bis zu gängigen Industriechemikalien reicht das Spektrum. "Die aus den Forschungsvorhaben gewonnenen Erkenntnisse müssen jetzt konsequent in neue Regeln und Verordnungen umgesetzt werden", betonte Simone Probst. Eine wichtige Aufgabe des Programms sei die fachliche Beratung der Politik. Als aktuelles Beispiel nannte die Staatssekretärin die von der Bundesregierung ergriffene Initiative zu einem TBT-Verbot auf Europäischer Ebene. Es sei bereits das Verfahren eingeleitet, um Verkauf und Verwendung zinnorganischer Verbindungen, etwa als Schutzanstrich für Schiffsrümpfe oder als Biozid für Planen und in Textilien, vorab in einem nationalen Alleingang zu untersagen.

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