Bleibt Kyoto folgenlos?


Die Komplexität der Zusammenhänge von Klima und Wirtschaft – und die einfachen Rezepte der Politik.

Von der VolkswagenStiftung mit 618.000 Mark an dem Hamburger MPI
für Meteorologie und dem Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel gefördertes Projekt über „Treibhauseffekt und wirtschaftliche Entwicklung“ jetzt beendet.

Der Besuch des deutschen Bundeskanzlers beim amerikanischen Präsidenten in der vorigen Woche hat eines klar und unübersehbar gemacht:
Die Haltungen der Regierungen in Berlin und Washington zur Klimaschutzpolitik gehen weit auseinander. Der Kanzler mahnt an, das Kyoto-Protokoll von 1997, das weltweit eine Wende im Umgang des Menschen mit dem
Klima auf der Erde einleiten soll, endlich zu ratifizieren – was bisher erst 33 Staaten getan haben. Der Präsident lehnt dieses für die USA ab, da es den wirtschaftlichen Interessen Amerikas zuwiderlaufe.

Für eine sachgerechte Einordnung dieser Kontroverse ist die Rückbesinnung auf zwei Grundprinzipien erforderlich:

  1. Klimaschutz lässt sich nur global betreiben;
  2. Klimaschutzpolitik steht notgedrungen im Spannungsverhältnis naturwissenschaftlich-technischer Erkenntnis und gesellschaftlicher, insbesondere wirtschaftlicher Interessen und Denkweisen.

Dieser zweite Aspekt ist typisch nicht nur für Forschungen zum Klimaschutz, sondern zum Umweltschutz überhaupt. Daher hat die VolkswagenStiftung in ihrer Förderung von Umweltforschung stets Wert gelegt auf die unmittelbare Verknüpfung der Natur- und Ingenieurwissenschaften mit den Gesellschaftswissenschaften.

Wichtig für die weitere Diskussion zu dieser Thematik ist der soeben erschienene Sammelband „Instrumente des Umweltschutzes im Wirkungsverbund“. Von besonderem Interesse für die aktuelle Kontroverse über die Klimaschutzpolitik ist dabei vor allem ein Beitrag von Professor Dr. Klaus Hasselmann. Der Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg berichtet dort über Ergebnisse aus dem Projekt „Treibhauseffekt und wirtschaftliche Entwicklung – ein disaggregiertes Klima-Ökonomie-Modell“, für das die VolkswagenStiftung dem Hamburger MPI in Kooperation mit dem Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (Professor Dr.
Gernot Klepper) insgesamt rund 618.000 Mark zur Verfügung gestellt hatte.
Hasselmann weist darauf hin, dass die Gefahr einer Veränderung des Klimas etwa durch die Emission von CO2 und anderen Treibhausgasen eines der schwierigsten Umweltprobleme ist, vor denen die Menschheit heute steht. Eine isolierte Betrachtung allein der naturwissenschaftlichen Phänomene – und entsprechend einseitig ausgerichtete Lösungsansätze – führen dabei jedoch nicht weiter. Denn vervielfacht wird die Komplexität des Problems durch die nach Meinung der Forscher zu fordernde Verknüpfung mit ökonomischen Modellkonzeptionen. Daher haben die Hamburger und Kieler Wissenschaftler im Zusammenspiel von Klimaforschung und Ökonomie versucht, die komplexen Zusammenhänge zwischen dem Treibhauseffekt und der wirtschaftlichen Entwicklung abzubilden.

Über ihre Erkenntnisse geben die Kieler und Hamburger Forscher gern näher Auskunft.

Darüber hinaus ermöglicht der Sammelband einen Rückblick auf die bisherige Förderung der Umweltforschung durch die VolkswagenStiftung und auf deren Einordnung in den aktuellen Forschungsstand. Neben zahlreichen Beiträgen zum Instrumentarium des Umweltschutzes insbesondere aus Sicht von Recht, Ökonomie, Politik und Raumplanung werden Ansatzpunkte, Reichweite und Leistungsgrenzen einzelner Instrumente sowie Möglichkeiten ihrer Kombination behandelt. Zugleich ist unter dem Titel „Instrumente des Umweltschutzes im Wirkungsverbund – Chancen und Grenzen“ ein wissenschaftliches Streitgespräch dokumentiert.

Die Komplexität der hier behandelten Forschungsfragen und Lösungsmodelle steht im deutlichen Kontrast zu dem Rückgriff auf einfache, alt hergebrachte Regelungskonzepte, die in der internationalen Politik nun wieder die Oberhand zu gewinnen scheinen.


Hinweis: Zum Spannungsfeld „Ökologie und Ökonomie“ und zum Thema „Klimawandel und seine Folgen“ – dabei auch konkret zum Kyotoer Klimaschutz-Protokoll – sind unter der Diskussionsführung von Professor Klaus Hasselmann in dem Buch „Zukunftsstreit“ (Hrsg.: Wilhelm Krull) verschiedene Beiträge international renommierter Experten auf diesem Gebiet zusammengeführt: insbesondere von Dennis L. Meadows („Es ist zu spät für eine nachhaltige Entwicklung“) und von Michael Grubb („Die Kontrolle über die globalen Güter. Eine Bewertung des Kyoto-Protokolls“) sowie von Partha S. Dasgupta oder William D. Nordhaus.

Kontakte:
Christian Jung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, VolkswagenStiftung, Tel.: 0511 – 8381 – 380

Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg,
Professor Dr. Klaus Hasselmann
Telefon: 040/41173-236 od. -301
Fax: 040/41173-390

Universität Kiel,Institut für Weltwirtschaft,
Professor Dr. Gernot Klepper
Telefon: 04 31/8 81 44 85

Kontakt Förderinitiative
VolkswagenStiftung;Dr. Hagen Hof Telefon: 05 11/83 81 – 256
E-Mail: hof@volkswagenstiftung.de

Wilhelm Krull (Hrsg.)
„Zukunftsstreit“
Verlag Velbrück Wissenschaft
ISBN 3-934730-17-5

Sammelband: Hans-Werner Rengeling/Hagen Hof (Hrsg.): „Instrumente des Umweltschutzes im Wirkungsverbund“ NOmos Verlag Baden-Baden, ISBN 3-7890-6991-4

Media Contact

Dipl.Biol. Dipl.Journ. Christian Jung idw

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