Neuartige Transkatheter-Aortenklappe erstmals weltweit eingesetzt

Das neue System ermöglicht eine genauere Positionierung der Klappe und eine Positionskorrektur auch nach der Expansion der Klappe. Außerdem verfügt die Klappe über einen Dichtring, von dem sich die Kardiologen einen besseren Anschluss der Klappe an den Aortenanulus und somit eine bessere Dichtheit versprechen.

Rund 19.000 Aortenklappen werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt, etwa die Hälfte davon über einen Katheter, der entweder über die Leistenarterie oder über die Herzspitze geführt wird. Die Vorteile so genannter Transkatheter-Aortenklappenimplantationen (TAVI) liegen auf der Hand: Das Verfahren ist für den Patienten schonender und der Genesungsprozess verläuft schneller.

Aber auch das TAVI-Verfahren hat seine Tücken, denn die präzise Platzierung der Herzklappe erfordert große Erfahrung seitens des Interventionalisten. Er muss den Katheter, an dessen Spitze die komprimierte Herzklappe sitzt, exakt positionieren. Danach wird die Klappe vom Katheter gelöst und entfaltet sich. Dabei besteht das Risiko, dass sich die Position der Klappe noch einmal leicht verändert. Ein weiteres Problem ist der dichte Abschluss des Klappenrandes am umliegenden Aortengewebe (Aortenanulus). Bei 60 Prozent der mit dem TAVI-Verfahren eingesetzten Klappen entstehen leichte bis starke Undichtigkeiten, was die Prognose der Patienten ungünstig beeinflusst.

Sowohl das Problem der exakten Positionierung als auch das der Dichtheit beschäftigt die Entwickler neuer Herzklappen. Gestern nun erhielten zwei Patientinnen des Herzzentrums Leipzig als erste weltweit im klinischen Routinebetrieb eine in den USA neu entwickelte Herzklappe, die die beschriebenen Risiken verringern sollen.

Prof. Dr. Gerhard Schuler, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin / Kardiologie des Herzzentrums Leipzig, schätzt ein: „Dieses neu entwickelte System ermöglicht eine sehr präzise Positionierung und erlaubt auch eine Korrektur der Position nach der Entfaltung der Klappe. Außerdem verfügt die Klappe über eine Art Dichtring, von dem wir uns erhoffen, dass die Dichtheit der Klappe deutlich besser ist, als bei bisher verwendeten Systemen.“ In der für die Zulassung der Klappe erforderlichen Studie, die in Australien an 120 Patienten durchgeführt wurde, gab es nur halb so viele leichte bis starke Undichtigkeiten wie in der Vergleichsgruppe.

„Wir haben die Therapie an zwei Hochrisikopatientinnen durchgeführt, die beide an einer hochgradigen Aortenklappenverengung litten“, erklärt Prof. Dr. Axel Linke, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin / Kardiologie. „Diese hatten Begleiterkrankungen, die das Risiko für einen chirurgischen Klappenersatz stark erhöhten. Wir entschieden uns daher für eine TAVI, die wir in beiden Fällen im Heart-Team, also einem Team aus Kardiologen und Herzchirurgen, durchführten.“ Der unter Lokalanästhesie durchgeführte, einstündige Eingriff verlief in beiden Fällen sehr gut; die neuen Klappen arbeiten einwandfrei und sind bislang zu 100 Prozent dicht.

„Das Neue am so genannten Lotus Valve System ist, dass der Arzt die Klappe positionieren und entfalten kann, während sie immer noch mit dem Katheter verbunden ist“, so Linke. „Sollte nach dem Entfalten eine Korrektur erforderlich werden, ist dies immer noch möglich. Schlimmstenfalls könnte ich die Klappe sogar wieder entfernen. Erst wenn ich mit der Position der entfalteten Klappe absolut zufrieden bin, löse ich sie vom Katheter. Und das ist aus meiner Sicht in Verbindung mit dem neuartigen Dichtring an der Klappe schon ein deutliches Plus für ein optimales Therapieergebnis.“

Media Contact

Heiko Leske idw

Weitere Informationen:

http://www.herzzentrum-leipzig.de

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