Mitwachsende Bio-Herzklappe bewährt sich
Die Stammzellenforschung in Deutschland kann mit Blick auf die jährlich etwa 7.000 Babys, die mit angeborenen Herzfehlern auf die Welt kommen, erste Erfolge aufweisen. Wissenschaftler aus Hannover und München nähern sich auf zwei Wegen der mitwachsenden Herzklappe.
An der Medizinischen Hochschule Hannover wurde eine Herzklappe entwickelt, die mit körpereigenen Zellen überzogen ist und mit dem Patienten wächst. Wie das „Deutsche Ärzteblatt“ in seiner Ausgabe 36/2006 berichtete, wurden 14 herzkranken Kindern die neuartigen Klappen im Lungenkreislauf (Pulmonalklappen) implantiert, ohne Abstoßungsreaktionen hervorzurufen. Zwei von ihnen lebten bereits über drei Jahre damit. Bisher unumgängliche, risikoreiche OPs zum Austausch zu klein gewordener künstlicher Herzklappen entfallen für sie ebenso wie die lebenslange Medikamenteneinnahme.
Noch früher wollen Forscher des Universitätsklinikums München-Großhadern gegen angeborene Herzfehler ansetzen. Ein Medizinerteam um Oberärztin Prof. Sabine Däbritz und Priv.-Doz. Dr. Ralf Sodian will die Erkrankung des Kindes bereits im Mutterleib diagnostizieren und später mit köpereigenen, unmittelbar nach der Geburt aus der Nabelschnur gewonnen, Zellen behandeln. Dabei sollen Klappen sowohl für das Niederdrucksystem (Lungenkreislauf) als auch für das Hochdrucksystem Körperkreislauf (Aortenklappe) gezüchtet werden.
Schon jetzt sei es gelungen, nach mehrwöchiger Tiefkühlung solche Zellen zu rekultivieren, erklärte Prof. Däbritz. Im Bioreaktor entstünde daraus eine vitale Herzklappe, die wächst und sich regeneriert. Obwohl bis zum klinischen Einsatz der Nabelschnur-Stammzellen noch drei bis fünf Jahre vergehen werden, könnte laut „Ärzteblatt“ für solche Fälle die Einlagerung von Nabelschnurblut „schon jetzt ein wichtiger Beitrag zur individuellen Gesundheitsfürsorge sein“.
Die Münchener Forschergruppe plant eine Zusammenarbeit mit den Zellexperten der Abteilung für Hämostaseologie und Transfusionsmedizin der Universität Erlangen (in Kooperation mit dem Spezialdienstleister eticur (Details: www.eticur.de), um betroffenen Familien diese Qualitätskriterien für die Einlagerung und spätere Nutzung der Stammzellen zu garantieren.
Die ethisch unstrittige Nabelschnurblut-Entnahme zum Zwecke der Stammzellengewinnung und langfristigen Einlagerung wird in Deutschland von mehreren spezialisierten Unternehmen angeboten. Der renommierte Hamburger Frauenarzt und Zytogenetiker Dr. Dirk Masson rät, bei ihrer Auswahl jedoch unbedingt einige Faktoren zu beachten. „Die nur bei der Geburt so einfach zu gewinnenden Zellen müssen vor der Konservierung im Labor sorgfältig von anderen Substanzen getrennt und durch einen Gefrier-Schnelltest auf ihre spätere Lebensfähigkeit überprüft werden.“
Nur so seien im Bedarfsfall Probleme auszuschließen, erklärt der Mediziner. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt er zudem die Teilung des Zellmaterials und Einlagerung in getrennten Tanks sowie eine Gewebetypisierung, die eine spätere Verwechselung ausschließt.
Eine Vergleichsübersicht der Stammzell-Dienstleister findet sich unter www.nabelschnurblutbanken.de im Internet. Während Eltern und Großeltern hierzulande die neue Vorsorgemöglichkeit erst allmählich entdecken, werden in den USA schon heute von zehn bis 15 Prozent aller Neugeborenen Nabelschnur-Stammzellen eingelagert.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.innomedia-berlin.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik
Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.
Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.
Neueste Beiträge

Sichere Entsorgung von hochradioaktivem Abfall
Wie lange sind Behälter mit hochradioaktivem Abfall technisch sicher? Und welcher Behälter eignet sich für welches Endlager? Dazu hat das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) zwei neue…

Wenn jedes Detail zählt: Wärmetransport in Energiewerkstoffen
Forschende des NOMAD Laboratory am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft haben Einblicke in die mikroskopischen Mechanismen gewonnen, die die Wärmeleitfähigkeit in thermischen Isolatoren bestimmen. Durch ihre computergestützte Forschung haben sie gezeigt, dass…

Auf der Suche nach der gläsernen Ordnung
Forscher der Professur Simulation naturwissenschaftlicher Prozesse der TU Chemnitz beleuchten die geometrischen Grundlagen des Phasenübergangs in ungeordneten Magneten. Magnetische Systeme sind aus dem Alltag und vielen technischen Anwendungsfeldern – etwa…