Proteinmangel verhilft zum Superhirn im Alter
Gedächtnisschwund im Alter wurde bisher meist bei Menschen untersucht, die davon besonders betroffen waren, wie etwa Alzheimer-Patienten. Einen ganz anderen Weg gehen Forscher der Feinberg School of Medicine an der Northwestern University.
Sie entdeckten, dass sich Greise mit besonders scharfem Gedächtnis von durchschnittlichen alten Menschen durch die Dichte eines bestimmten Proteins in den Gehirnzellen unterscheidet. Dazu untersuchten sie die Gehirne von fünf über 80-jährigen Menschen, die bis zu ihrem Tod über ein exzellentes Erinnerungsvermögen auf dem Niveau 50-jähriger Menschen verfügten.
Der Unterschied zwischen hohem und normalem Gedächtnis im Alter liegt in den grauen Zellen. Hier sammelt sich laut Forschungsergebnissen mit zunehmenden Jahren ein faserartiges Gewirr aus dem Tau-Protein an, das offensichtlich den Zellabbau verursacht und somit die Gedächtnisleistung mindert.
Dieses Proteinengewirr tritt bei allen älteren Personen auf, in besonders großem Ausmaß bei Alzheimer-Patienten. Alte mit Spitzenhirnen hatten jedoch weitaus weniger Fasergewirr. Studienleiter Changiz Genula sieht darin ein erstaunliches Ergebnis: „Bisher ging man von einem fortschreitenden Phänomen der Zunahme des Gewirrs aus. Doch manche Menschen sind gegen diese Entwicklung anscheinend immun.“
Entkräftet wurden damit zugleich frühere Annahmen, die als Ursache des normal verlaufenden Gedächtnisverlusts die senilen Plaques angesehen hatte. Dabei handelt es sich um die Ablagerungen des Amyloid-Proteins im Zentralnervensystem, die bei Alzheimer-Patienten gehäuft vorkommen.
Die Untersuchung zeigte jedoch gleiche Plaque-Werte bei Alten mit exzellenter und durchschnittlicher Gedächtnisleistung. Das deutet darauf hin, dass das geringe Tau-Gewirr entscheidendes Merkmal für die Bewahrung der Gedächtnisleistung ist.
Weitere Forschungen sollen ermitteln, wie sich „Superhirne“ vor dem Zerfall schützen. „Das Verständnis der genetischen und molekularen Grundlagen dieser Resistenz wird eines Tages dazu führen, dass wir Gehirne durchschnittlicher Leistung vom Erinnerungsverlust schützen können“, hofft Genula.
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