Nano-Antikörper gegen Schlaganfall

Weil sie wichtige Erkenntnisse zur Bedeutung von Entzündungsreaktionen im Gehirn bei akuten Schlaganfällen geliefert haben, sind die beiden Würzburger Neurologen Professor Christoph Kleinschnitz und Professor Guido Stoll mit dabei im europaweiten Forschungsnetz „Nanostroke“. 1,2 Millionen Euro zahlt die EU in den kommenden drei Jahren, damit das Forschungsprogramm sich auf ganz Europa ausdehnen und seine Arbeit intensivieren kann.

„Die Grundidee hinter Nanostroke ist die Beobachtung, dass die Entzündungsreaktion, die um die Schlaganfallzone herum entsteht, zu einer Vergrößerung des geschädigten Hirnareals und damit zu einer Verschlimmerung der Symptome führen kann“, erklärt Christoph Kleinschnitz, Leiter der Schlaganfallstation an der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg. Mit ihrer Arbeit wollen die Wissenschaftler dazu beitragen, dass diese Folgen zukünftig verhindert werden können.

Gefahrensignale verschlimmern die Folgen

In dem europäischen Projekt wollen sie speziell die Rolle von sogenannten „Gefahrensignalen“ beim Schlaganfall erforschen und die Möglichkeit überprüfen, diese Signale durch sogenannte Nano-Antikörper zu blockieren. Was man sich unter Gefahrensignalen vorstellen muss? „Es handelt sich dabei um Moleküle, die aus Zellen austreten, wenn diese sterben, und die ihre Umgebung über die drohende Gefahr informieren“, sagt Kleinschnitz. Die so informierte Umgebung reagiert dann mit einer Entzündungsreaktion, die im Falle eines Schlaganfalls das ohnehin schon schwer angegriffene Gehirn weiter schädigt.

Vorarbeiten aus Hamburg zeigen, dass Nano-Antikörper diese Signale prinzipiell blockieren können. Bei diesen Antikörpern handelt es sich um kleinste Teile normaler Antikörper, die mehrere günstige Eigenschaften besitzen wie zum Beispiel geringe Nebenwirkungen, gute Steuerbarkeit und hohe Zielgenauigkeit. „Der Einsatz von Nano-Antikörpern wird derzeit bei verschiedenen Krankheiten getestet. Im Schlaganfall könnten sie zu einer erheblichen Eingrenzung des entstehenden Schadens am Gehirn beitragen“, so Kleinschnitz.

Der Forschungsverbund Nanostroke

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf koordinieren das Programm. Neben den beiden Würzburger Neurologen sind Forscher aus Spanien (Barcelona, Bilbao) und Italien (Rom, Ferrara) daran beteiligt. Der länderübergreifende Verbundantrag wurde in einem strengen Auswahlverfahren unter Beteiligung internationaler Gutachter aus fast 60 Bewerbungen ausgewählt und läuft drei Jahre.

Kontakt

Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, T (0931) 201-23755, christoph.kleinschnitz@uni-wuerzburg.de

Media Contact

Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de

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