BMBF fördert Forschung im Kampf gegen Leberfibrose
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Regensburg erforschen zusammen mit der Scil Proteins GmbH in Halle (Saale) Wirkstoffe und Diagnosemöglichkeiten bei chronischen Lebererkrankungen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert diese Entwicklungsarbeit in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 3 Millionen Euro. 1,4 Millionen Euro dieser Fördergelder fließen an die Universität Regensburg. Die Fördermittel werden im Rahmen des Förderprogramms “Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen” in den Schwerpunkten 'Molekulare Diagnostik' und 'Innovative Therapieverfahren auf molekularer und zellulärer Basis” zur Verfügung gestellt. Ziel der Regensburger Forscher und der Biotechnologen von Scil Proteins ist die Entwicklung eines innovativen Verfahrens, mit dem sowohl der Nachweis als auch die Behandlung der Leberfibrose möglich ist.
In Deutschland sind vor allem zu hoher Alkoholkonsum und Virusinfektionen – z.B. bei Hepatitis B und C – sowie Übergewicht und Diabetes die Hauptursachen chronischer Erkrankungen der Leber. Oft führen sie zu einer kompletten Vernarbung der Leber, der so genannten Leberzirrhose. Bisher gibt es keine Methode, um das Ausmaß der Vernarbung des Lebergewebes frühzeitig ohne einen operativen Eingriff zu diagnostizieren, und keine klinisch erprobte Medikation, um die Vernarbung zu stoppen. Die derzeit einzige Möglichkeit Patienten mit Leberzirrhose zu helfen, ist die Lebertransplantation, die allerdings aufgrund geringer Spenderzahlen nur wenigen Patienten vorbehalten ist.
Den Schlüssel zur Entwicklung eines erfolgversprechenden Therapeutikums und Diagnostik-Kits zur Behandlung und Analyse von Leberfibrosen sehen die Forscher aus Regensburg und Halle in einem Protein, dem rekombinanten humanen Zytokin MIA2. Die Entdecker von MIA2, die Teams um Prof. Dr. Anja Bosserhoff und PD Dr. Claus Hellerbrand von der Universität Regensburg, konnten zeigen, dass MIA2 gezielt die Fibrose der Leber stoppen kann und damit möglicherweise ein neues therapeutisches Prinzip zur Behandlung von Lebererkrankungen darstellt. “Wir sind sicher”, erklärt PD Dr. Hellerbrand, “ein neues innovatives Produkt in den Händen zu haben, das in Zukunft einer großer Anzahl von Patienten auch bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität helfen wird.”
Dr. Ulrike Fiedler, CEO der Scil Proteins GmbH: “MIA2 bietet die Möglichkeit, erstmals eine nicht-invasive Methode zur Diagnostik von Leberfibrosen zu entwickeln. Darüber hinaus könnte die Verabreichung von MIA2 die Grundlage für eine völlig neue Therapie sein. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, aus diesem Therapieansatz ein fertiges Medikament zu entwickeln. Im Rahmen der Förderprojekte werden wir pharmakologische und toxikologische Studien durchführen, einen Prozess zur Herstellung des Wirkstoffs sowie ein Diagnostik-Kit entwickeln.”
Über die Arbeitsgruppen von A. Bosserhoff/C. Hellerbrand:
Prof. Dr. rer. nat. Anja Bosserhoff ist Professorin für Molekulare Pathologie am Institut für Pathologie der Universität Regensburg. PD Dr. med. Claus Hellerbrand ist Forschungsleiter an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Regensburg. Die Erforschung grundlegender Pathomechanismen bei Lebererkrankungen stellt einen Schwerpunkt beider Arbeitsgruppen dar. Das MIA2 Gen wurde von Prof. Bosserhoff und PD Hellerbrand nicht nur entdeckt, sondern auch die biologische Bedeutung des MIA2 Proteins charakterisiert. Sie sind die Erfinder des Ansatzes, MIA2 sowohl als Diagnostikum als auch als Therapeutikum bei Lebererkrankungen einzusetzen.
PD Hellerbrand ist der Koordinator der beiden nun durch das BMBF geförderten Projekte, in denen diese Ansätze weiterverfolgt werden.
Über Scil Proteins Pharma:
Scil Proteins Pharma ist die Wirkstoffentwicklungseinheit der Scil Proteins GmbH, einem privat finanzierten biopharmazeutischen Unternehmen, spezialisiert in Forschung, Entwicklung und Produktion komplexer rekombinanter Proteine. Scil Proteins ist dabei in zwei Geschäftsfeldern aktiv: Die Entwicklung neuer innovativer biologischer Wirkstoffe, wie z.B. der Affilin®-Moleküle, sowie die Lohnherstellung von rekombinanten Proteinen für präklinische und klinische Studien sowie Marktversorgung.
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