Trotz genetischer Belastung von Allergien verschont bleiben

Erste Studie mit Neugeborenen zur Prävention von Allergien

Die Atopie, die erbliche Neigung zur Entwicklung allergischer Erkrankungen, wird in Zivilisationsgesellschaften – und also auch in Deutschland – ständig häufiger. Sind beide Elternteile Atopiker, so werden ihre Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit (80%) gleiche Leiden (Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma) entwickeln.
Die angeborenen Neigung zu Allergien muss aber nicht unbedingt zum Tragen kommen. Es gibt Hinweise darauf, daß bestimmte Umweltbedingungen, wie der frühe Kontakt mit Umweltkeimen, der etwa bei Kindern, die in Krippen aufwachsen, üblich ist, unempfindlicher gegen atopische Erscheinungen macht.
Unter keimarmen Bedingungen dagegen erhalten bestimmte Immunzellen des Körpers, die sogenannten TH-1 Zellen, nicht ausreichend Gelegenheit, ihre Aufgabe, die Abwehr von Keimen, zu „trainieren“. Diesem Mangel an funktionstüchtigen TH-1 Zellen steht dann ein Übergewicht jener Immunzellen (Th-2 Zellen) gegenüber, die für die allergischen Erscheinungen an Haut und Schleimhäuten verantwortlich sind.
Die Wiederherstellung des Gleichgewicht zwischen beiden Zellarten würde, so ist zu vermuten, die Häufigkeit bzw. die Stärke allergischer Erscheinungen verringern.

Die „Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Allergologie und Immunologie“ der Charité will nun im Rahmen einer ersten Präventionsstudie versuchen, einen Mangel an nicht-funktionstüchtigen TH-1 Zellen bei Neugeborenen gar nicht erst entstehen zu lassen. Letztlich müsste dadurch die Allergiehäufigkeit bzw. -stärke erblich belasteter Kinder

sinken. Dazu soll ein sogenanntes Probiotikum, das seit Jahrzehnten im Handel befindliche Präparat „Pro-Symbioflor“, verwendet werden. Es wird üblicherweise zur „Regulierung der körpereigenen Abwehrkräfte und bei Magen-Darmstörungen“ eingesetzt. Das Präparat enthält Bestandteile abgetöteter und in dieser Form für den menschlichen Organismus unschädlicher Darmbakterien (Escherischia coli und Streptococcus faecalis), deren Oberflächenbestandteile aber dennoch die Th-1 Zellen „trainieren“ können.
Die Charité bietet daher werdenden Eltern, die auf Grund der eigenen allergischen Erkrankungen (beider Elternteile) damit rechnen müssen, ihrem Kind die Atopie zu vererben, an, sich mit ihrem Neugeborenen an der Präventionsstudie (Leitende Prüfärztin: Privatdozentin Dr. Rita Bunikowski) zu beteiligen. Die Hälfte der insgesamt 400 Kinder erhält dann zwischen dem 2. und 7. Lebensmonat täglich mehrmals einige Tropfen des Probiotikums; die andere Hälfte ein Scheinpräparat. Alle Kinder werden aber über die Behandlungsphase hinaus von einem erfahrenen Allergologen und einer Kinderkrankenschwester kostenlos weiterbetreut bis zum vollendeten dritten Lebensjahr.
Interessierte wenden sich bitte an die :
Klinik für Pädiatrie m.S.Pneumologie/Immunologie
Charité, Campus Virchow-Klinikum
Augustenburger Platz 1 in 13 353 Berlin
Tel. (9-12 Uhr) (030) 450 566 417.
Nachmittags nimmt ein Anrufbeantworter Nachrichten entgegen, die mit Rückruf beantwortet werden.

Media Contact

Dr. med. Silvia Schattenfroh idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer