Notfall Herzinfarkt: Mobiles EKG-Gerät plus Handy rettet Leben
Die Rettungskette, die bei einem Herzinfarkt mit dem Notarzt beginnt, lässt sich dank moderner Kommunikationstechnik verbessern.
Das zeige seit November 2001 ein entsprechender bayerischer Modellversuch, teilte jüngst die Deutsche Telekom mit, die das Projekt zusammen mit dem Medizintechnik-Anbieter Medtronic unterstützt. Die beiden Unternehmen haben 30 Münchner Krankenwagen mit Handys, Mobilfunkanschlüssen sowie einem mobilen 12-Kanal-EKG Gerät ausgestattet. Das Gerät verfügt sowohl über einen EKG-Monitor zur Diagnose eines möglichen Herzinfarktes als auch über einen Defibrillator. Bei akutem Herzversagen hilft der Defibrillator durch Abgabe eines Elektroschocks, einen plötzlichen Herztod zu verhindern.
Eine Fax-Karte macht das mobile EKG-Gerät zudem datenfunktauglich. Dadurch kann der Arzt bereits vor Ort nicht nur ein 12-Kanal-EKG vom Patienten ableiten und eine erste Diagnose stellen, sondern auch die Ergebnisse per Mobiltelefon direkt in die Klinik senden. Seinen Kollegen im Krankenhaus erlaubt das unmittelbar, die nächsten therapeutischen Schritte gezielt vorzubereiten: „Früher konnten wir mit der Diagnose und der Vorbereitung der Behandlung erst beginnen, wenn der Patient im Krankenhaus eingetroffen war. Jetzt verfügen wir über die entscheidenden Daten, bevor uns der Patient vom Rettungsdienst übergeben wird. Durch die Funkübertragung der EKG-Auswertung gewinnen wir bis zu einer Stunde“, erklärt Dr. Karl-Georg Kanz, Oberarzt am Klinikum Innenstadt der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Er ist überzeugt davon, dass das Projekt Schule machen wird – denn im Notfall geht es um Minuten.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Deutschland gibt es jährlich bis zu 200.000 Herzinfarkt-Fälle, etwa 70.000 Menschen sterben an den Folgen. Ein Viertel der Infarkt-Patienten stirbt innerhalb der ersten 60 Minuten, ein weiteres Drittel während der ersten 24 Stunden.
Generell gilt: Die besten Überlebenschancen hat, wer innerhalb der ersten zwei bis vier Stunden behandelt wird. „Ursache für den Herzinfarkt ist ein Blutgerinnsel in der Koronararterie“, erklärt Kanz. „Dadurch werden Teile des Herzmuskels nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und können absterben. Je schneller die Behandlung vorgenommen wird, desto geringer sind die schädlichen Auswirkungen auf das Herzmuskelgewebe. Die Chancen der Genesung steigen damit erheblich.“ Inzwischen nutzt auch das Bayerische Rote Kreuz in den Städten Hof und Rosenheim die neuen Technologien.
Allerdings: Im Notfall sind der Patient und die Menschen in seiner nächsten Umgebung gefragt, rasch und überlegt zu handeln. Kanz rät deshalb, Symptome wie Brustschmerzen, Beklemmungsgefühle beim Atmen und Schweißausbrüche unbedingt ernst zu nehmen und den Notruf zu wählen: „Ist jemand unsicher, sollte er den Rettungsdienst lieber einmal zu viel alarmieren, bevor es dann wirklich knapp wird.“
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