Göttinger "Schnarch-Schnuller"-Spiel hilft Kindern, mit geschlossenem Mund zu atmen

Ein neues „Schnarch-Schnuller“-Spiel der Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, hilft Kindern ab vier Jahren zu lernen, durch die Nase zu atmen. Mit Handpuppen-Tieren und einem dünnen Schlauch wurde der für Erwachsene entwickelte „Schnarch-Schnuller“ jetzt auch für die Behandlung von Kindern erweitert. Logopäden im Raum Göttingen nutzen das System, um Kindern, die gewohnheitsmäßig durch den Mund atmen, die gesündere Nasenatmung zu vermitteln. „Mit Elly, der Elefantendame, oder Leo, dem Löwen, lernen die Kinder spielerisch, wie sie im Mund einen Unterdruck erzeugen und die Zunge am Gaumen festsaugen“, so Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke, Leiter der Rhonchopathie-Sprechstunde in der Abteilung Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake).

Bisher wurde der „Schnarch-Schnuller“ ausschließlich für die Behandlung erwachsener Schnarcher eingesetzt. Unter ärztlicher Anleitung lernen die Betroffenen im Universitätsklinikum Göttingen, beim Schlucken einen Unterdruck im Mund zu erzeugen, der die Zunge an den Gaumen „saugt“. Im Spiegel verfolgen die „Nuckel-Schüler“ ihren Erfolg anhand eines kleinen Trichters, der aus dem Mund ragt: Durch den Unterdruck im Mund stülpt sich eine Gummihaut auf dem Trichter ein. Wird zuhause weiter trainiert, bleiben auch die nächtlichen Sägegeräusche weitgehend aus. „Bei sieben von zehn Betroffenen verringert sich das Schnarchen deutlich“, sagt Professor Engelke.

Die Zusammenarbeit mit Logopäden und Hals-, Nasen-, Ohrenärzten hat den Göttinger Arzt auf die Idee gebracht, die Membrantrichterplatte um eine spielerische Komponente für Kinder zu erweitern. Statt sich wie die Erwachsenen im Spiegel zu beobachten, testen die Kinder ihre Saugkraft mit einem Verlängerungsschlauch an der Membrantrichterplatte. Das Ende des Schlauches ragt aus dem Maul eines Handpuppen-Tieres. Mit dem Unterdruck im Kindermund können die Tiere jetzt Hütchen „fressen“ und Flüssigkeiten „trinken“. Mit dem Mund angesaugt, können beispielsweise bunte Kugeln um die Wette sortiert werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. „Den Kindern macht das einen Riesenspaß“, weiß Prof. Engelke.

Ein elektronisches Feedback-Gerät als „Nuckel-Erfolgskontrolle“ für Erwachsene haben die Göttinger Schnarch-Experten bereits vor rund einem Jahr entwickelt. Mit Hilfe eines handlichen Gerätes am Ende des Verbindungsschlauches von der Membrantrichterplatte untersuchen die Ärzte im Universitätsklinikum Göttingen, ob ein Patient für das Training mit dem „Schnarch-Schnuller“ in Frage kommt. Das elektronische „Biofeedback-Gerät“ misst den Unterdruck, den ein Patient im Mund erzeugen kann. Nur wenn der Unterdruck gelingt, macht die Behandlung mit der Membrantrichterplatte Sinn. Andernfalls untersuchen die Göttinger Ärzte den Betroffenen weiter, um andere Behandlungsmöglichkeiten für sein Schnarchen zu finden.

Eine serienmäßige Produktion des Biofeedback-Geräts als „Heimtrainer“ plant jetzt das Unternehmen Bredent aus Senden in Süddeutschland. Für das „Schnarch-Schuller“-Spiel wird derzeit nach einem Partner gesucht, der die Handpuppen serienmäßig für den Einsatz in logopädischen Praxen herstellt.

Die Rhonchopathie-Sprechstunde ist zu erreichen unter der Telefonnummer 0551 / 39-8317.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen – Georg-August-Universität
Abt. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke, Tel.: 0551/39-8303
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
wengelke@med.uni-goettingen.de

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Stefan Weller Uni Göttingen

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