Menstruationszyklus wirkt sich auf Leistungen aus


Den berühmten kleinen Unterschied, Gegenstand zahlloser Witze und hartnäckiger Vorurteile, haben die RUB-Biopsychologen Prof. Dr. Onur Güntürkün und Dr. Markus Hausmann zusammen mit Forschern der Universität Utrecht (NL) nun näher erforscht: Sexualhormone scheinen für Unterschiede zwischen Männern und Frauen in räumlichen und anderen kognitiven Fähigkeiten verantwortlich zu sein. Tests mit Probandinnen in verschiedenen Phasen ihres Menstruationszyklus ergaben unterschiedliche Ergebnisse, die vom Hormonspiegel abhängig sind. Darüber berichten die Wissenschaftler in der soeben erschienenen "Behavioral Neuroscience", 114, S. 1245-1250.

Männliche und weibliche Stärken

Von Geschlechtsunterschieden in kognitiven Fähigkeiten berichten viele experimentelle Studien. Zwar überschneiden sich die Fähigkeiten von Männern und Frauen größtenteils, aber Frauen zeigen in spezifischen Aspekten der sprachlichen Kompetenz durchschnittlich bessere Leistungen als Männer – Männer hingegen durchschnittlich bessere Leistungen in Aufgaben zum räumlichen Vorstellungsvermögen. Die Wissenschaftler interessierte nun die Rolle der Sexualhormone, besonders Östradiol und Testosteron. Um ihnen auf die Spur zu kommen, stellten sie 12 Probandinnen in unterschiedlichen Phasen ihres Zyklus kognitive Aufgaben. Da der Hormonspiegel im Zyklusverlauf stark variiert, vermuteten sie, auch starke Variationen insbesondere in räumlichen Fähigkeiten zu finden.

Bessere Leistungen während der Menstruation

Die Frauen mussten eine Aufgabe lösen, bei der sie dreidimensionale Würfelfiguren mental drehen mussten. Und tatsächlich schnitten sie während ihrer Menstruation (2. Zyklustag) besser ab als in der Phase nach dem Eisprung (22. Tag). Hohe Konzentrationen von Testosteron in Verbindung mit niedrigen Östrogenspiegeln sind für diese Leistungssteigerung verantwortlich. In zweidimensionalen Tests fand sich dieses Ergebnis nicht.

Keine Sorge: Übung macht den Meister

Frauen sollten sich aber trotzdem keine Sorgen machen, denn: Im Alltag äußert sich dieser Effekt normalerweise nicht. Nur in Situationen, in denen das dreidimensionale Vorstellungsvermögen besonders gefordert wird, etwa beim Medizinertest. Außerdem können sie durch Training die hormonbedingten Defizite ausgleichen, was z. B. für die Pilotinnenausbildung wichtig ist. Gut zu wissen: die „Einparkfähigkeit“ von Frauen wird durch die zyklusbedingten Hormonschwankungen nicht beeinflusst…

Weiteren Informationen

Dr. Markus Hausmann, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24323, Fax: 0234/32-14-377, E-Mail: markus.hausmann@ruhr-uni-bochum.de

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Dr. Josef König idw

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