Aufgerichteter Wirbel befreit von Schmerzen und macht mobil

Der Biozement wird zur Stabilisierung des Wirbelkörpers eingespritzt. Foto: kyphon

Patienten mit schmerzhaften Einbrüchen von Wirbelkörpern aufgrund von Osteoporose steht seit einigen Jahren ein effektives Verfahren zur Verfügung, das sie von ihren Schmerzen erlösen und ihnen die verlorene Mobilität zurückgeben kann: die Wiederaufrichtung des Wirbels durch einen Ballon und nachfolgender Einspritzung von Biozement – „Kyphoplastie“ genannt.

Das hohe Potential dieses Eingriffs bestätigen Zwischenergebnisse der weltweit einzigen Studie mit hoher wissenschaftlicher Aussagekraft, die seit drei Jahren an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg durchgeführt wird und die jetzt bei einem Symposium der Klinik am 30. Juni 2006 vorgestellt werden: 30 Prozent der knapp 400 behandelten Heidelberger Patienten sind völlig schmerzfrei, bei 60 Prozent konnten die Schmerzen erheblich gelindert werden. Belastende Schmerzmedikamente konnten abgesetzt oder drastisch reduziert werden.

Weniger Schmerzen, bessere Beweglichkeit, höhere Knochendichte

Zudem treten neue Wirbelkörperbrüche um 50 Prozent weniger häufig auf als bei den nicht behandelten Kontrollpatienten, obwohl alle Patienten wegen ihrer Osteoporose eine optimale medikamentöse Therapie erhielten. Offenbar können erhöhte Beweglichkeit und kräftigere Knochen den Patienten vor neuen Brüchen bewahren.

„Die Ergebnisse sind sehr viel versprechend“, erklärt Professor Dr. Dr. Christian Kasperk, Leiter der Studie und der Sektion Osteologie in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. „Allerdings sollten Therapieergebnisse wissenschaftlich überprüft und zusätzlich erforscht werden, ob der Biozement tatsächlich das Knochengewebe zu neuem Wachstum anregt.“ Weltweit wurden bereits ca. 200.000 Menschen mit der Kyphoplastie behandelt ; dennoch sollte die Methode kritisch geprüft und optimiert werden.

Erfolgreicher Einsatz auch bei Wirbelbrüchen nach Unfällen

Der kritischen Auseinandersetzung und zur Fortbildung dient auch das Symposium „Kyphoplastie – Aktueller Stand und Perspektiven“, das am Freitag und Samstag, dem 30. Juni und 1. Juli 2006 im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg stattfindet. Experten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich präsentieren Forschungsergebnisse und ihre praktischen Erfahrungen.

Das Verfahren der Kyphoplastie ist einfach: Eine Kanüle mit einem Ballon wird unter Röntgensicht in den gebrochenen Wirbel vorgeschoben. Der aufgeblasene Ballon weitet den Wirbelkörper zu einem Hohlraum aus, der mit speziellem Biozement gefüllt wird. Der Wirbel wird auf diese Weise gekittet und stabilisiert, der Druck auf die Nerven und damit die Schmerzen entfallen.

Der Biozement besteht aus Hydroxylapatit, einer Substanz, die das Knochenwachstum stimuliert. Er wird von neu gebildeten Blutgefäßen durchwachsen, um die sich Knochengewebe bildet. Die Heidelberger Laboruntersuchungen deuten darauf hin, dass der Biozement nach einigen Jahren vollständig durch eigenes Knochengewebe des Patienten ersetzt wird.

Interdisziplinäres Heidelberger Ärzteteam gewährleistet Therapieerfolg

Eine Kyphoplastie ist nur sinnvoll, wenn die Schmerzen eindeutig auf den Wirbelköperbruch zurück zu führen sind. Ein hoch spezialisiertes Ärzteteam des Universitätsklinikums bestehend aus Professor Dr. Dr. Christian Kasperk (Osteologe und Endokrinologe), Professor Dr. Peter-Jürgen Meeder (Unfallchirurg), Dr. Martin Baier (Orthopäde und Unfallchirurg) und Professor Dr. Gerd Nöldge (Radiologe) wählt die für eine Kyphoplastie geeigneten Patienten nach strengen Kriterien aus und führt die Therapie gemeinsam durch.

Ansprechpartner:

Professor Dr. Dr. med. Christian Kasperk
Leiter der Sektion Osteologie
der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg
Tel: 06221 / 568605
E-Mail: Christian.Kasperk@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de
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