Auch Greifswald ausgezeichnet: gen-ial einfacher Indikator für Arzneiverwertung

Der vor Ärzte Zeitung vergebene Galenus von Pergamon-Preis, Kategorie B, ging auf der Medica-Messe an elf Forscher aus fünf Labors. Der Greifswalder Pharmakologe-Toxikologe Prof. Dr. Dr. Ingolf Cascorbi vom Institut für Pharmakologie ist dabei.

Die Forschergruppe reichte eine mit 25000 DM ausgezeichnete und 2000 in Amerika erschienene Arbeit ein aus dem Gebiet der Pharmakogenetik, dem Spezialgebiet Prof. Cascorbis: „Functional polymorphism of the human multidrug-resistance gene: multiple sequence variations and correlation of one allele with P-glycoprotein expression and activity in vivo“.

Ingolf Cascorbi hat mit Göttinger, Berliner, Stuttgarter und Forschern aus Bernried am Starnberger See herausgefunden, dass ein bestimmter „Polymorphismus“ des sogenannten MDR-1-Gens (Abkürzung für Multi Drug Resistance – vielfacher Arzneiwiderstand) offenbar bei einigen Arzneimitteln dafür sorgt, dass nur ein geringer Teil davon wirkt, weil der mehrere Anteil aus den Darmepithelzellen in das Lumen zurück- und damit aus dem Körper gepumpt wird.

Die elf Forscher zeigten durch klinische Studien, dass „Exon 26“ (eine von 15 Varianten des MDR-1-Gens) mit der Expression von P-Glykoprotein korreliert und so unter anderem die Konzentration des Herzmedikaments „Digoxin“ beeinflusst und damit dessen Wirkung. „Das MDR-1-Gen“, so sagt Ingolf Cascorbi, „kodiert für P-Glykoprotein, das für den Transport von mehr als 30% aller Medikamente verantwortlich ist.“ Der Anteil an P-Glykoprotein-Substraten liegt bei den Zytostatika, den Krebszellstoppern, noch erheblich höher. Die entdeckte MDR-1-Gen-Mutation beeinflusst auch Immunsuppressiva und HIV-1-Protease-Hemmer. „P-Glykoprotein kommt in verschiedenen Geweben im Körper, unter anderem im Darm, vor.“ Je nach genetischem Profil exprimieren manche Menschen viel P-Glykoprotein und haben dann eine geringe Arzneimittelkonzentration im Körper, während bei anderen genau das Gegenteil der Fall ist: sie haben wenig von dem P-Glykoprotein und halten die Arznei viel länger im Körper. In Zukunft wird man also besser zuerst nachsehen, ob ein Mensch die Gen-Variante birgt, bevor er ein Medikament bekommt. Etwa 50% der Menschen sollen die Exon-26-Variante aufweisen.

Infos beim Preisträger: Prof. Dr. Dr. Ingolf Cascorbi, Institut für Pharmakologie, Friedrich Loeffler-Str. 23, 17487 Greifswald, Tel.: 03834-86-5650, Fax 03834-86-5651, e-mail: cascorbi@uni-greifswald.de

Media Contact

Dr. Edmund von Pechmann idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues Wirkprinzip gegen Tuberkulose

Gemeinsam ist es Forschenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und der Universität Duisburg-Essen (UDE) gelungen, eine Gruppe von Molekülen zu identifizieren und zu synthetisieren, die auf neue Art und Weise gegen…

Gefahr durch Weltraumschrott

Neue Ausgabe von „Physikkonkret“ beleuchtet Herausforderungen und Lösungen für eine nachhaltige Nutzung des Weltraums. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) veröffentlicht eine neue Ausgabe ihrer Publikationsreihe „Physikkonkret“ mit dem Titel „Weltraumschrott:…

Wasserstoff: Versuchsanlage macht Elektrolyseur und Wärmepumpe gemeinsam effizient

Die nachhaltige Energiewirtschaft wartet auf den grünen Wasserstoff. Neben Importen braucht es auch effiziente, also kostengünstige heimische Elektrolyseure, die aus grünem Strom Wasserstoff erzeugen und die Nebenprodukte Sauerstoff und Wärme…

Partner & Förderer