Selenmangel erhöht Krebsgefahr – aber wie?
Funktion des Spurenelementes wird untersucht
Das Spurenelement Selen schützt den Körper vor Alterungsprozessen im Herz-Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem. Außerdem beugen Selen-Verbindungen der Krebsentstehung vor: Hochreaktive Sauerstoffverbindungen werden durch Selenhaltige Enzyme abgebaut und unschädlich gemacht. Doch wie gelangt das Selen aus der Nahrung in die Schutzenzyme des Körpers? Wissenschaftler aus Würzburg vermuten, dass hierbei ein Selenreiches Protein im Blut eine Schlüsselrolle spielt. Die Forscher untersuchen jetzt die Bedeutung dieses Proteins für die Selen-abhängigen Schutzenzyme. Die Ergebnisse sollen wissenschaftliche Hinweise für die Wichtigkeit einer ausreichenden Selenversorgung und damit für den krebsvorbeugenden Effekt dieses Spurenelements liefern. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt die Arbeiten mit mehr als 500.000 Mark.
Eisen, Jod und Selen sind Spurenelemente. Mangelt es an diesen Nahrungsbestandteilen, können gravierende gesundheitliche Probleme die Folge sein. Selen ist Bestandteil von Schutzenzymen, die die Zelle vor dem Angriff hochreaktiver Sauerstoffverbindungen schützen. Attackieren diese Stoffe, auch Freie Radikale genannt, bestimmte Proteine oder gar die Erbsubstanz, kann deren Funktion zerstört und ein schnellerer Alterungsprozess in Gang gesetzt werden. Dies kann letztendlich zur Entstehung von Krebs führen.
Der Einsatz von Selen zur Krebs-Vorbeugung ist trotzdem nach wie vor umstritten. Verschiedene Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse: Einige Untersuchungen führen zu dem Ergebnis, dass die Gabe zusätzlicher Selen-Präparate die Häufigkeit von Krebserkrankungen nicht mindert. Andere Studien sagen aus, dass eine erhöhte Selen-Zufuhr der Entstehung von Krebs in den unterschiedlichsten Organen, wie Dickdarm, Prostata und Lunge, effektiv vorbeugt. Um die Studienergebnisse zu verstehen, widmen sich Forscher von der Abteilung für Molekulare Innere Medizin in der Medizinischen Poliklinik Würzburg jetzt den molekularen Prozessen im Körper, an deren Ende die Synthese der Radikalfänger steht.
Die Arbeitsgruppe um Dr. Lutz Schomburg und Professor Dr. Josef Köhrle hat dabei ein ganz bestimmtes Protein im Visier, das als Bindeglied zwischen dem Selen in der Nahrung und dem Selen in den Schutzenzymen fungieren könnte: Dieses „Selenoprotein“ wird als Transport-Eiweiß und als Reservoir für Selen gehandelt. Außerdem scheint es selbst den Angriff reaktiver Sauerstoffverbindungen abwehren zu können.
Um der Frage nachzugehen, ob dieses selenreiche Protein beim Syntheseprozess der Schutzenzyme und damit bei der Verhinderung von Krebs eine Schlüsselrolle spielt, schalten die Wissenschaftler das Gen für die Bildung des Proteins bei Versuchstieren gezielt aus. Sie wollen beobachten, ob diese Tiere vor dem Angriff durch reaktive Sauerstoffverbindungen schlechter geschützt sind. Anschließend werden sie analysieren, auf welche Mechanismen dies zurückzuführen ist. Außerdem untersuchen die Forscher, ob das Fehlen dieses Selenoproteins mit einer erhöhten Neigung zur Tumorbildung in den unterschiedlichsten Organen einhergeht. „Wir hoffen, dass unsere Versuche weitere Erkenntnisse liefern, warum eine ausreichende Selen-Versorgung unbedingt notwendig ist. Zudem wollen wir Strategien entwickeln, wie einer Minderversorgung mit Selen begegnet beziehungsweise ein Mangel an bestimmten Selenoproteinen behoben und damit der Krebsentstehung vorgebeugt werden kann“, so Dr. Schomburg.
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