Sternanis: Hamsterkäufe für Tamiflu-Herstellung

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Chinesisches Gewürz enthält Basisstoff für Influenza-Medikament

Die globale Nachfrage nach dem Medikament Tamiflu steigt und das sorgt dafür, dass das chinesische Gewürz Sternanis plötzlich mehr gefragt ist denn je. Sternanis (Illicium verum) enthält nämlich die so genannte Shikimisäure und aus dieser gewinnt der Pharmakonzern Oseltamivir, das unter dem Handelsnamen Tamiflu verkauft wird. Berichten von China Daily zufolge, hat sich der Handelspreis von Sternanis innerhalb eines Monats verdoppelt.

Sternanis ist eines der wenigen Gewürze, die in der chinesischen Küche verwendet werden. Es stammt aus Südchina und Vietnam. Der immergrüne Sternanisbaum gehört zur Familie der Magnoliengewächse. Reifer Sternanis hat die Form eines unregelmäßigen achteckigen Sterns. Das so genannte Fünf-Gewürze-Pulver (Five-Spice-Powder) enthält unter anderem auch Sternanis. „Diese Woche ist der Preis für Sternanis erneut gestiegen“, so Dennis Knock von Frontier Natural Foods Co-Op in Norway, Iowa. Die Medienberichte über Tamiflu haben den Verkauf des Medikaments in die Höhe getrieben. Der Schweizer Roche Konzern ist das einzige Pharmaunternehmen, das das Präparat herstellt. 2007 sollen 300 Mio. Dosen Tamiflu hergestellt werden, 2005 sind es 55 Mio. „Roche kauft derzeit große Mengen an Sternanis, um daraus Tamiflu herzustellen. Zusätzlich dazu kaufen Leute auch das Gewürz selbst ein, um sich vor der Influenza zu schützen“, berichtet Ed Deep, Gewürzbroker aus Hoboken/New Jersey. Hinzu komme noch die Nachfrage chinesischer Köche und die Angst der chinesischen Bevölkerung, dass sie ihr geliebtes süß-gebeiztes Schweinefleisch nicht mehr essen können. Die Medien in China sind voll mit den Meldungen, dass Sternanis dringend gebraucht werde.

Allerdings geben Experten zu bedenken, dass Sternanis selbst nicht gegen Influenza wirkt, denn die gewünschte Shikimisäure kann nur mit einem neunstufigen Verfahren, das von Roche geheim gehalten wird, hergestellt werden. Die Ausbeute ist mit 35 Prozent gering. Das mache es auch so schwer Oseltamivir in größeren Mengen schnell herzustellen, berichtet etwa das US-Magazin National Geographic. Experten wie Ulrich Matern vom Institut für pharmazeutische Biologie der Uni Marburg bezweifeln diese These allerdings. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Roche aus dem Naturprodukt Sternanis das Oseltamivir herstellt. Da die Gentechnologie inzwischen weit fortgeschritten ist, wird der Stoff mit gentechnisch veränderten E. coli-Bakterien erzeugt“, so der Experte im pressetext-Gespräch. Diese Methode sei schneller, billiger und effektiver. „In der Phytopharmazie ist Sternanis allerdings als Medikament bekannt“, erklärt Matern. Die ätherischen Öle wirken gegen Husten und Erkältung. Allerdings sei eine richtige Influenza damit nicht behandelbar.

Tatsächlich finden sich in der Literatur zahlreiche Hinweise auf die Wirksamkeit von Sternanis, die Anwendungen bei Katarrhen der Luftwege aber auch bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich sowie Völlegefühl und Blähungen vorsieht. Verwendung findet die Pflanze in erster Linie in der Traditionellen Chinesischen Medizin. „Sternanis ist erst seit zwei Jahren in Europa als Heilpflanze im Einsatz, zuvor war es lediglich als Backzutat bekannt“, führt Matern aus. Bekannt wurde der Sternanis damals aufgrund einer Verfälschung mit dem giftigen japanischen Sternanis, erklärt der Forscher. „Das ist eine alte Geschichte, die jetzt wieder hochgekommen ist“, so Matern abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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