Fettdiät nach Operation beschleunigt Heilung

Nahrung hilft Darmbakterien bei Laune zu halten

Eine Dosis Fett in der Nahrung hilft Darmbakterien beim Überleben – und das sorgt nach neuesten Erkenntnissen für eine deutliche Verringerung von Komplikationen nach einer Operation. Im Rattenversuch konnten holländische Forscher zeigen, dass Fett einen Botenstoff, der eine Darmentzündung verhindern kann, aktiviert. Das berichtet die Online Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.

Normalerweise werden Patienten dazu aufgefordert vor einer Operation nicht zu essen, um einem möglichen Erbrechen während der Anästhesie vorzubeugen. Wim Buurmann und sein Team von der Universität Maastricht sind nun aber überzeugt, dass genau jene schützenden Fette plötzlich fehlen und dadurch ein erhöhtes Risiko für etwaige Komplikationen besteht. „Es gibt einen eindeutigen Trend in der modernen Chirurgie, der dahin geht, Patienten auch vor der Operation noch Nahrung zu verabreichen“, erklärt der Wissenschaftler.

Normalerweise leben Menschen in stillem „Übereinkommen“ mit ihren Darmbakterien – viele von diesen produzieren wertvolle Nährstoffe und sorgen für Gesundheit im Körper. Unter gewissen Umständen können diese Mikroben allerdings eine Entzündung als Antwort hervorrufen und „bombardieren“ Immunzellen den Darm. Eine Überreaktion in Form einer Entzündung ist wahrscheinlich die Ursache zahlreicher Darmerkrankungen nach Unfällen oder Operationen. Das Ergebnis sind Schockzustände und sogar eine mögliche fatale Sepsis. Buurmann und sein Team hatten bei Ratten festgestellt, dass diese Schockwirkungen nach der Gabe von Fett nicht auftraten. Der Grund für diese Reaktion liegt nach Ansicht der Forscher in einem Neurotransmitter namens Acetylcholin. Fett sorgt nämlich dafür, dass dieser Neurotransmitter, der Entzündungen verhindert, produziert wird. Tatsächlich konnten die Forscher dies bei Ratten feststellen, die ein Molekül erhielten, das die Wirkung des Neurotransmitters aussetzt. Die Folge war die Entwicklung einer Entzündung.

„Ob dies nun auch beim Menschen ebenso ist, wie bei Ratten, bleibt eine Frage“, meint etwa der Entzündungsexperte Kevin Tracey vom Feinstein Institute of Medical Research in Manhasset New York. Allerdings gebe es zahlreiche Hinweise, dass Fett auch beim Menschen solche durchaus positiven Effekte habe. „Bei Fetten muss deutlich unterschieden werden, um welche es sich handelt“, betont die Ernährungswissenschaftlerin Petra Rust vom Institut für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien im pressetext-Interview. „Omega-3-Fettsäuren wie sie etwa in Fisch und Fischölen vorkommen sind bekannt dafür, dass sie eine anti-inflammatorische Wirkung haben“, erklärt die Wissenschaftlerin. Aber auch gesättigte Fettsäuren wie sie in Fleisch vorkommen, erzeugen bei der Fettsäureoxidation Acetylchlorin. Im Hinblick auf die postoperative Ernährung betont die Forscherin, dass diese leider häufig „stiefmütterlich“ behandelt werde. „Nicht nur Fette, sondern auch Proteine fehlen den frisch-Operierten oft“, so die Expertin abschließend.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.nature.com

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