Antikörper-Therapie kann Frauen mit Brustkrebs frühzeitig helfen

Problem: Medikament ist noch nicht zugelassen

Bei einem Fünftel aller neu erkrankten Frauen mit Brustkrebs und Lymphknotenbefall ist das Onkogen HER2 nachweisbar und diese Patientinnen profitieren von einer Therapie mit dem Antikörper Trastuzumab (Herceptin) – das zeigen drei große internationale Studien, die Mitte Mai auf dem amerikanischen Kongress für klinische Onkologie (ASCO) in Orlando, Florida, vorgestellt wurden. Für die Ärztinnen und Ärzte des Brustzentrums und des Tumorzentrums der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat das gravierende Konsequenzen. „Wir können den Frauen die neue, aber sehr teure Therapie aus ethischen Gründen nicht vorenthalten, obwohl Trastuzumab für diese Anwendung in Deutschland noch nicht zugelassen ist“, sagt Privatdozent Dr. Hans-Joachim Lück vom MHH-Brustzentrum. In Deutschland müssten nach seiner Ansicht etwa 10.000 Frauen pro Jahr diese neue Therapie erhalten. Der Antikörper ist bisher nur beim fortgeschrittenen Brustkrebs (Mammakarzinom) mit Fernmetastasen zugelassen.

In den Studien setzten Mediziner den Antikörper Trastuzumab in Kombination mit einer Chemotherapie beziehungsweise im Anschluss an eine Chemotherapie ein. In den Tumoren der Frauen musste das Onkogen HER2 nachweisbar sein, das mit einer höheren Aggressivität des Tumors einhergeht. Für die erste Analyse wurden die Daten zweier amerikanischer Studien mit insgesamt 3.351 Patientinnen gemeinsam ausgewertet. Parallel lief die internationale HERA-Studie mit insgesamt 3.387 untersuchten Frauen. „Beide Analysen zeigen einen eindeutigen Vorteil für die zusätzlich mit Trastuzumab behandelte Gruppe“, sagt Professor Dr. Arnold Ganser, Leiter des MHH-Tumorzentrums und Direktor der MHH-Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie. Die Betroffenen überlebten ihre Krankheit deutlich länger: Die Wahrscheinlichkeit, dass nach vier Jahren die Erkrankung nicht wieder aufgetreten war, betrug in der Gruppe mit der Antikörpertherapie 85 Prozent, in der Kontrollgruppe nur 67 Prozent. Waren nach vier Jahren in der Kontrollgruppe bereits 13 Prozent an der Erkrankung verstorben, so betrug der Anteil bei den Frauen, die mit Trastuzumab behandelt worden waren, nur neun Prozent. „Auf dem amerikanischen Krebskongress wurde deshalb die Kombination aus Chemotherapie und Antikörper als Goldstandard bei Patientinnen mit HER2-positiven Mammakarzinom festgelegt“, sagt Dr. Lück.

Weitere Informationen geben gern Privatdozent Dr. Hans-Joachim Lück, MHH-Brustzentrum, Telefon: (0511) 532-9566, E-Mail: lueck.hans-joachim@mh-hannover.de, und Professor Dr. Arnold Ganser, MHH-Tumorzentrum, Telefon: (0511) 532-3020, E-Mail: ganser.arnold@mh-hannover.de.

ACHTUNG TERMIN für interessierte Journalistinnen und Journalisten: Aktuelles vom Amerikanischen Krebskongress ASCO 2005 – am Mittwoch, 8. Juni 2005, 16 bis 18.30 Uhr, Hörsaal M, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinisches Lehrgebäude (J 1), Carl-Neuberg-Straße 1. Ärztinnen und Ärzte der MHH stellen ihren Kollegen wichtige Ergebnisse und neue Therapien

Media Contact

Dr. Arnd Schweitzer idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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