2000. Nierenverpflanzung

Als Prof. Dr. Paul Sunder-Plassmann 1965 in der Chirurgischen Universitätsklinik Münster erstmals in Deutschland die Niere eines Verstorbenen verpflanzte, war dies noch eine medizinische Pionierleistung. Bis sich dieses heute so erfolgreiche Verfahren zur Behandlung von Patienten mit chronischem Nierenversagen im klinischen Alltag durchsetzte, sollte es dann jedoch noch bis zum Jahr 1979 dauern. Seinerzeit wurde am Universitätsklinikum Münster (UKM) das Transplantationszentrum eingerichtet, und die Zahl der Nierenübertragungen nahm fortan schnell zu. Vor kurzem wurde nun bereits die 2000. Niere transplantiert. Empfängerin ist die 22-jährige Lisa Freudenberger aus Hamm, die seit September vergangenen Jahres dialysepflichtig war.

Die Transplantation ist die einzige Möglichkeit, Patienten mit endgültigem Nierenversagen die Abhängigkeit von der Dialyse zu ersparen und ihre Lebensqualität zugleich in hohem Maße zu verbessern. Trotz der guten Erfolge dieses Behandlungsverfahrens ist die Zahl der Nierentransplantationen seit 1990 rückläufig. Wurden damals am UKM noch 150 Spendernieren übertragen, so waren es im Jahr 2000 nur noch 78.

Einen der Gründe für den großen Einbruch sehen die verantwortlichen Mediziner unter anderem in der 1996 erfolgten Einführung eines neuen Verteilsystems der Spenderorgane. Vor Etablierung dieses so genannten Wujciak-Modells konnten zirka 70 Prozent der im eigenen Transplantationszentrum explantierten Nieren auch vor Ort transplantiert werden. Seit 1996 werden dagegen alle in Münster entnommenen Spenderorgane von der Transplantationszentrale Eurotransplant im niederländischen Leiden aus verteilt. Dies bedeutete für Münster einen Rückgang der Nierentransplantationen von durchschnittlich 120 auf heute rund 80 pro Jahr.

Um den Rückgang aufzufangen und Patienten, die in Münster auf der Warteliste für eine Nierenverpflanzung stehen, nicht zu lange warten zu lassen, werden heute vermehrt Lebendspenden durchgeführt. In den vergangenen fünf Jahren wurden in Münster insgesamt 59 Patienten eine Niere eines Verwandten oder Ehepartners übertragen. Für die Spender bedeutet dies kein großes Risiko, da ein gesunder Mensch auch sehr gut nur mit einer Niere leben kann. Eine weiteres Möglichkeit, dem Mangel an Spenderorganen zu begegnen ist die Doppel-Nieren-
Transplantation. Sie bietet die Möglichkeit, auch solche Organe zu übertragen, deren Funktion eingeschränkt ist. Durch die Übertragung beider Nieren des Verstorbenen kann dieses Problem aufgefangen werden.

Insgesamt warten derzeit in Münster 503 dialysepflichtige Patienten auf eine Nierentransplantation. 21 von ihnen werden zur Zeit auf die Übertragung einer Niere eines lebenden Spenders vorbereitet. Die Wartezeit wird heute vom Datum der ersten Dialyse ab gerechnet und liegt derzeit bei 57 Monaten. Das heißt, die Patienten sind heute im Schnitt über vier Jahre lang von der regelmäßigen Blutwäsche abhängig, bevor sie mit einer Organübertragung rechnen können.

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Jutta Reising idw

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