Herzschrittmacher für die Kernspintomographie

Menschen, die einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator im Körper tragen, sind von Untersuchungen in Kernspintomographen ausgeschlossen. Eine Arbeitsgruppe aus dem Physikalischen Institut und der Medizinischen Klinik der Uni Würzburg sucht darum nach Möglichkeiten, diese unbelastende Untersuchung auch für solche Patienten zu erschließen. Erste Erfolge liegen vor.

Die Kernspin- oder Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein exzellentes Bildgebungsverfahren, dessen Bedeutung in allen Bereichen wächst. Sie arbeitet mit Magnetfeldern, und so wird der Patient bei der Untersuchung nicht mit Strahlen belastet. Außerdem kann die MRT sehr viele Informationen aus dem Körper liefern. Darum wird immer mehr diskutiert, dass sie künftig in vielen Anwendungsbereichen als erstes Bildgebungsverfahren zum Einsatz kommen sollte – also noch vor Ultraschall, Röntgen oder nuklearmedizinischen Methoden.

Dem gegenüber stehen immer mehr Patienten, die Herzschrittmacher oder Defibrillatoren tragen. Allein in Deutschland gibt es 600.000 Schrittmacher- und 40.000 Defibrillator-Patienten. Für sie alle kommt die Kernspintomographie nicht in Frage, weil deren hoch frequente Magnetfelder die Elektroden der eingepflanzten Geräte beeinflussen: Möglich ist eine Erwärmung der ganzen Elektrode oder die Abgabe von Hochfrequenzstrom in den Herzmuskel und nachfolgend Hitzeschäden im Gewebe. Haben die Elektroden ferromagnetische Eigenschaften, dann beeinträchtigen sie auch die Qualität der Bildgebung bei der MRT.

Aus diesen Gründen erarbeiten und testen die Würzburger Wissenschaftler Schrittmacher- und Defibrillator-Elektroden, die all diese Nachteile nicht mehr aufweisen. Erste Versuche zeigen Erfolg: So ist es den Forschern gelungen, aus nichtmetallischem Material neuartige Elektroden zu entwickeln, mit denen Herzschrittmacher auch unter dem Einfluss der MRT funktionieren. Das neue Material eignet sich auch, um so genannte Hochfrequenzablationen in der MRT durchzuführen. Dabei werden Herzrhythmusstörungen beseitigt, indem man mit einem Spezialkatheter am Herz gezielt Hitzereize setzt.

Dieses Projekt ist eine Kooperation des Lehrstuhls für Experimentelle Physik V von Professor Peter Jakob mit der Medizinischen Klinik. Stellvertretend für die Arbeitsgruppe nahm Dr. Oliver Ritter im April das Max-Schaldach-Stipendium in Höhe von 25.000 Euro entgegen. Mit diesem Preis zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie die Würzburger Forscher für ihre Erfolge aus. Das von der Firma Biotronik gestiftete Stipendium wurde bei der 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim überreicht.

Weitere Informationen: Dr. Oliver Ritter, T (0931) 201-36112, oder PD Dr. Wolfgang Bauer (0931) 201-36198.

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Robert Emmerich idw

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