Neue Forschungen besagen: Wetterfühligkeit ist keine Einbildung

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Krankheitsbildern und Großwetterlagen

Ein Kribbeln in den Fingern, plötzliche Schmerzen im Knie, ein Stechen im Kopf: Viele Menschen behaupten, sie würden einen bevorstehenden Wetterwechsel am eigenen Leib spüren. Aber ist das überhaupt möglich? Neue Forschungen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) haben ergeben: Es gibt Wetterfühligkeit wirklich. „Von eingebildeten Kranken kann in der Mehrzahl der Fälle keine Rede sein“, sagt der Bio-Meteorologe Professor Peter Höppe von der Universität München im Magazin Reader´s Digest Deutschland (November-Ausgabe).

Höppe hat mit seinen Kollegen und den DWD-Experten in einer aktuellen Studie das Phänomen genauer untersucht. 50 wetterfühlige Patienten mussten dazu über einen langen Zeitraum akribisch Protokoll über ihre Befindlichkeit führen. Dann wurden bestimmte Wetterlagen mit häufig auftretenden Beschwerden in Beziehung gesetzt – und siehe da: Bei zwei Dritteln der Testpersonen stimmten deren Angaben mit den Informationen des Wetterdienstes überein.

Schon vor zwei Jahren hatte Höppe bei einer repräsentativen Befragung von mehr als 1000 Personen einen solchen Trend festgestellt. Damals gaben 54 Prozent an, das Wetter habe einen Einfluss auf ihr Befinden. Demnach fühlt sich jeder Fünfte von Wetterkapriolen beeinflusst. Insgesamt 22 Krankheitsbilder fanden die Forscher heraus, wobei Kopfschmerzen am häufigsten genannt wurden, gefolgt von Gefäß- und Gelenkproblemen über Atemwegsbeschwerden bis hin zu juckenden Narben.

Alois Machalek, Mitbegründer des ersten deutschen Wetterfühligkeits-Therapiezentrums in Bad Füssing sowie eines weiteren Zentrums im österreichischen Bad Gastein, fühlt sich durch die Forschungsergebnisse bestätigt. Oftmals würden wetterfühlige Menschen als Simulanten abgestempelt und von einem Facharzt zum nächsten geschickt, ohne dass ihnen geholfen werde. „Ein Problem der Betroffenen ist, dass sie nicht unter einem klar definierten Krankheitsbild leiden.“ Für Machalek steht aber fest, dass Wetterfühligkeit keine Krankheit ist, sondern sie vielmehr Krankheitssymptome auslöst oder bereits vorhandene Beschwerden verstärkt.

So ist inzwischen erwiesen, dass Menschen mit zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck, aber auch Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten vor allem unter Sturmtiefs und Nieselregen leiden. Wer schlecht schläft oder Probleme mit der Konzentrationsfähigkeit hat, der reagiert empfindlich auf Warmfronten. Aber auch bei Menschen mit bereits verheilten Verletzungen oder mit amputierten Gliedmaßen rebelliert der Körper, wenn ein Kälte- oder Feuchtigkeitsschub kommt.

Wer also sensibler als ein Wetterfrosch reagiert und schon Tage oder Stunden vor dem Wetterwechsel den aufziehenden Föhn in Form einer Migräne spürt, dem raten die Meteorologen und Physiker vor allem eines: regelmäßig die beheizten Räume verlassen und raus in die Natur gehen. Machalek: „Menschen, die viel an der frischen Luft sind, scheinen Wetterumschwünge viel besser wegzustecken als solche, die sich permanent in künstlichem Klima aufhalten.“ Im Klartext: eine kalte Dusche, ein Spaziergang im Herbststurm, eine Schneeballschlacht an einem sonnigen Wintertag – alles das kann helfen.

Bio-Meteorologe Höppe will dem Phänomen weiter nachforschen. Demnächst wird er Wetterfühlige in einer Klimakammer mit künstlich erzeugten Luftdruckschwankungen konfrontieren. Das Ziel ist klar: Wenn sich auch dort belegen lässt, dass es einen Zusammenhang zwischen Luftdruckschwankungen und Krankheitssymptomen gibt, wäre ein weiterer Beweis gefunden, warum es Menschen gibt, die zum Beispiel einen aufziehenden Regenschauer schon Stunden zuvor spüren können.

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