Hochsicherheitstrakt für Malaria-Forschung

Universitätsklinikum Heidelberg

Reihe von Sperren verhindert Entkommen infizierter Erreger

Deutschland hat sein erstes Hochsicherheits-Insektarium. Eingerichtet wurde es am Hygiene-Institut des Universitätsklinikums Heidelberg. In dem besonders abgesicherten Labor werden tropische Insektenarten wie z.B. Larven der Anopheles-Stechmücke, der Krankheitsüberträger der Malaria, gezüchtet und erforscht. Nur autorisierte Wissenschaftler können mit einer Codekarte das Insektarium betreten. Beim direkten Umgang mit den Mücken müssen sie Schutzanzüge tragen. Wer das Insektarium verlässt muss eine fünfminütige Luftdusche über sich ergehen lassen. Die Mücken selbst sind dreifach in speziellen Behältern und Schränken gesichert. Der Sicherheitsstandard orientiert sich an Insektarien der US-Seuchenbehörde „Centers of Disease Control“ in Atlanta. Dieser macht ein Entweichen der infizierten Mücken unmöglich.

„Um den Erreger der häufigsten Malariaform, den Parasiten Plasmodium falciparum, zu studieren, ist es wichtig, auch seinen Überträger züchten zu können“, erklärt Kai Matuschewski, Wissenschaftler in der Abteilung Parasitologie, die Vorteile von Experimenten mit lebenden Anopheles-Mücken. Denn für den Menschen infektiös seien ausschließlich die Sichelkeime, eine bestimmte Entwicklungsform des Plasmodiums, die sich nur in weiblichen Anopheles entwickelt. In Kooperation mit der „Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage“ (KABS) wird nun untersucht, ob die wenigen, noch in Deutschland verbliebenen Stechmücken in der Lage sind, den Malaria-Erreger aufzunehmen und die gefährlichen Sichelkeime zu bilden. Mit einem Ausbruch der Malaria ist laut Michael Lanzer, Direktor der Abteilung Parasitologie, nicht zu rechnen. Denn nur in dem recht unwahrscheinlichen Fall, dass eine heimische Anopheles-Mücke eine Person sticht, die sich beim Aufenthalt in den Tropen infiziert hat, könnte es zur Verbreitung des Erregers kommen.

Ein weiteres Experiment der Heidelberger Arbeitsgruppe befasst sich mit der zunehmenden Unempfindlichkeit des Erregers gegen Chloroquin. Chloroquin war einmal das wichtigste Arzneimittel im Kampf gegen Malaria. Daher suchen die Forscher nach Genen für die Resistenz. „Wir kreuzen einen empfindlichen mit einem nicht-empfindlichen Stamm“, erklärt Lanzer. An den Genmustern, die sich in den nachfolgenden Erreger-Generationen finden, kann abgelesen werden, welche Gene für die Entwicklung der Resistenz gegen Chloroquin ausschlaggebend sind. Sind die Gene identifiziert, kann das Chloroquin voraussichtlich verändert werden, so dass es wieder einsatzfähig wird. „Dies wäre ein erheblicher Fortschritt, denn neuentwickelte Malaria-Medikamente sind für die meisten Menschen in Afrika unerschwinglich“, so Lanzer. Eine Impfung gegen Malaria gibt es nicht.

Media Contact

Sandra Standhartinger pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.uni-heidelberg.de .

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