Algentoxin Ursache für Hirnkrankheit

US-Geological Survey auf der Spur von Lytico Nach einer Studie des US-Geological Survey könnte die seltene Gehirnerkrankung Lytico auf Algentoxine im Trinkwasser zurückzuführen sein. Auf der US-pazifischen Insel Guam hat es nach Angaben der lokalen Zeitung Pacific Daily News seit dem Ende des 2. Weltkriegs in gewissen Gebieten eine extrem hohe Rate an Lytico, die auch als Lou Gehrig’s Krankheit bezeichnet wird, gegeben.

In den Gemeinden, in denen die Krankheit in extrem hohen Maß aufgetreten war, erfolgte die Trinkwasserversorgung über den lokalen Fluss, der durch die Ortschaften floss. Gerade in diesen Gegenden gab es eine extrem hohe Zahl an Lytico-Fällen, die aber in den vergangenen Jahren stetig abnahm. Lytico ist eine Erkrankung, die Menschen scheinbar wach und bei Bewusstsein lässt, in Wirklichkeit aber zu einer völligen Abwesenheit führt. Symptome von Lytico werden auch als Parkinson’s Demenz-Komplex bezeichnet, da sie zu einer Verlangsamung der Bewegung und Zittern der Gliedmaßen führt. Eine Heilung der Krankheit gibt es nicht. Die Erkrankung ist auch in Japan und dem indonesischen Teil Neuguineas unter dem Namen amyotropische-lateral Sklerose mit parkinsonoider Demenz (ALS-PDS) bekannt.

„In der Vergangenheit wurde das Trinkwasser nicht behandelt und Toxine, wenn sie präsent waren, blieben im Wasser enthalten“, so die Forscher William Miller und Richard Sanzolone. Wenn tatsächlich Algentoxine die Erkrankungen hervorgerufen haben, müssen sie über einen längeren Zeitraum zugeführt worden sein, meinen die Wissenschaftler. Als Indiz für die Toxin-Theorie sehen die Forscher das Abnehmen der Krankheitsbilder mit der Einführung von Wasserleitungen in die Häuser und chloriertem Trinkwasser. „Das ist ein durchaus interessanter Zugang“, meint Ulla-Katrina Craig, die ein Programm der Universitäten von Guam und der University of California/San Diego zur Erforschung neurologischer Krankheiten leitet. Die Forscherin weist aber daraufhin, dass die These bisher nicht bewiesen ist. „Fest steht, dass die genetischen Bedingungen für die Krankheit gegeben sind und dass Umwelteinflüsse definitiv eine wichtige Rolle spielen“, so Craig. Der Anteil von Pestiziden und Düngemitteln ist nach Angaben der Wissenschaftlerin in den Flüssen untersucht worden. Eine Untersuchung der Toxine, die von Natur aus in den Flüssen sein könnten, gebe es aber derzeit noch nicht. Erst im vergangenen Jahr gab es eine Studie, die den Verzehr von Fledermäusen für das Auftreten der Erkrankungen verantwortlich machte (pte berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=020427001 ). Craig hat diesen wissenschaftlichen Ansatz, der im US-Fachmagazin „Neurology“ veröffentlicht wurde, abgelehnt.

Nach ersten Ergebnissen der Forscher der US-Geological Survey scheiden mineralische Ursachen in den Flüssen jedenfalls aus, denn im indopazifischen Raum gebe es viele dörfliche Gemeinschaften, die an Flüssen entstanden sind und eine ähnliche Struktur aufweisen, aber nicht von der seltenen Erkrankung betroffen sind. Einen Hinweis haben die Wissenschaftler aber gefunden, der die Theorie der toxischen Algen zu bestätigen scheint. In den zwei Gebieten, in denen die Erkrankung außerhalb Guams auch bekannt ist, sind die Umweltbedingungen ähnlich wie in den betroffenen Ortschaften der mikronesischen Insel: Die Fließgeschwindigkeit der Flüsse ist langsam, es gibt Trockenperioden und variable Sonneneinstrahlung. Craig wird das Forschungsprogramm im März in Japan fortsetzen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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