Medikament verringert Verlangen nach Kokain

N-Acetyl-Cystein kehrt Sucht bedingte Gehirnveränderungen um

Forscher der Medical University of South Carolina haben eine Möglichkeit gefunden, das Verlangen nach Kokain bei Abhängigen zu verringern. Die Substanz N-Acetyl-Cystein (NAC) hat demnach das Potenzial, jene Veränderungen in der Gehirn-Chemie, die wahrscheinlich das Verlangen bewirken, umzukehren. Rattentests haben die Wirkung bestätigt, klinische Studien sind in Planung. NAC wird bereits zur Behandlung der Mukoviszidose, Bronchitis und anderen Erkrankungen eingesetzt.

Vergangene Studien haben bereits gezeigt, dass eine Kokain-Abhängigkeit vom Spiegel des Neurotransmitters Glutamat in einem bestimmten Gehirnareal, den Nucleus accumbens, beeinflusst wird. Der Nucleus accumbens ist maßgeblich an der Steuerung appetitiver Verhaltensweisen und der Anpassung der Stärke von Reiz-Reaktionsbeziehungen beteiligt. Gewöhnlich sind die Nervenzellen dort von hohen Glutamatmengen umgeben. Dadurch werden die Nervenzellen nicht überreizt. Bei einem Entzug sinkt die Glutamatmenge in dieser Hirnregion auf die Hälfte des normalen Wert. Kleine Kokain-Mengen können einen starken Glutamat-Anstieg bewirken, aber nur über einen kurzen Zeitraum. Dieser Anstieg steigert bei Abhängigen das Verlangen.

Das Team um Peter W. Kalivas hat entdeckt, dass NAC einen normalen Glutamatwert wieder herstellen kann. Rattentests zeigten, dass die Substanz zusätzlich den Kokain-bedingten Glutamat-Anstieg stoppt. Zu Untersuchungszwecken wurden die Ratten trainiert, sich selbst durch das Drücken eines Hebels Kokain-Injektionen zu verabreichen. Nachdem sich die Tiere an die Droge gewöhnten, wurde sie durch eine Flüssigkeit ersetzt, die Entzugserscheinungen auslöst. Die Ratten drückten den Hebel für weitere zwei Wochen, in der Hoffnung Kokain zu erhalten. Stoppten sie die Hebelbetätigung, erhielten die Ratten eine Kokain-Injektion. Die Tiere betätigten den Hebel immer wieder, angetrieben vom Verlangen nach der Droge. NAC stoppte bei den Ratten das Verlangen. Die Ergebnisse wurden auf dem Jahrestreffen des American College of Neuropsychopharmacology in San Juan/Puerto Rico präsentiert.

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Sandra Standhartinger pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.musc.edu http://www.acnp.org

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