Gezieltes Fasten gegen Probleme mit der Zeitumstellung

Gegen die Beschwerden aufgrund der Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus nach Flugreisen – dem so genannten Jet-Lag -soll nach jüngsten Untersuchungen eines Forscherteams der Harvard University das Fasten helfen.

16 Stunden nichts essen und die Folgen sind um einiges weniger dramatisch, berichtet das Wissenschaftsmagazin Science in seiner jüngsten Ausgabe. Besonders betroffen vom Jet-Lag sind Flugpassagiere bei Langstreckenflügen, die mehr als drei Zeitzonen überfliegen. Grund dafür ist die Umstellung der „Inneren Uhr“.

Bisher waren die Forscher davon ausgegangen, dass das Licht ausschlaggebend für die Beschwerden ist. Die Forscher um Clifford Saper vom Beth Israel Deaconess Medical Center an der Harvard University haben nun bei Mäusen festgestellt, dass es im Körper auch eine so genannt „Nahrungsaufnahme-Uhr“ gibt.

Demnach „taktet“ diese die innere Uhr noch stärker als der Hell-Dunkel-Unterschied. „Die Diskussion darüber gibt es schon lange“, meint der Schlafforscher und Chronobiologie-Experte Jürgen Zulley, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Regensburg, gegenüber pressetext. Es ist bekannt, dass der menschliche Schlafrhythmus von einer sehr starken Uhr gesteuert wird. „Chefdirigent dabei ist ein Gehirnareal namens Suprachiasmatischer Nukleus (SCN), der an der Sehnervenkreuzung liegt“, so der Experte. Ursprünglich habe man angenommen, dass SCN die Uhr selbst sei. „In Wirklichkeit gibt es im Körper allerdings Billionen von Uhren, die vom SCN als Hauptsteuerstelle synchronisiert werden.“ In jeder Zelle unseres Körpers tickt eine Mini-Uhr.

Von einer Verschiebung der Essenszeiten zur Verringerung der Auswirkungen des Jet-Lag hält Zulley viel. „Ich empfehle, die Mahlzeiten schon möglichst früh auf den jeweiligen Zielort einzustellen – also früher oder später, je nach dem, wohin die Reise eben führen wird“, so Zulley abschließend gegenüber pressetext. „Möglicherweise reicht es schon, im Flugzeug auf das Essen zu verzichten und zu essen, sobald man gelandet ist“, meint Studienleiter Saper. Er und sein Team haben nämlich Mäuse untersucht, in denen sie zuvor ein wichtiges Schlüsselgen für den natürlichen Taktgeber SCN ausgeschaltet hatten. Dann schleusten sie die Takt-Gene mithilfe eines Virus ins Gehirn. Dabei untersuchten sie das Gehirn schrittweise und stießen so auf die innere Uhr, die durch die Zeit der Nahrungsaufnahme gesteuert wird.

Das Interessante am Studienergebnis war auch, dass schon ein einziger Hungerzyklus mit anschließender Mahlzeit dazu führt, dass diese Uhr anspringt, alle anderen Systeme überlagert und sich der Körper so an eine neue Zeitzone anpasst. Saper glaubt, dass dies auch beim Menschen sehr ähnlich sei. „Wer etwa von den USA nach Japan fliegt, muss seinen Rhythmus um elf Stunden verschieben. Doch die biologische innere Uhr kann sich jeden Tag nur ein kleines Stück anpassen, deshalb braucht man für die Anpassung ungefähr eine Woche“, so der Forscher. Dann sei es sehr oft schon an der Zeit wieder zurückzufliegen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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