Hoffnung für schwerkranke Patienten – neue Herzklappe bei lokaler Betäubung

Für das Verfahren ist lediglich eine lokale Betäubung erforderlich. „Daher nutzen wir es für Patienten, bei denen eine Herzoperation mit Öffnung des Brustkorbes und unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ein zu hohes Risiko birgt, weil sie zu alt oder zu krank sind“, erläutert Prof. Dr. Andreas Hannekum, Ärztlicher Direktor der Ulmer Herzchirurgie. „Aktuellen Untersuchungen zufolge, sind dies bis zu 30 Prozent aller Patienten mit einer hochgradigen Aortenklappen-Verengung“, so Hannekum.

Die Aortenklappen-Einengung ist einer der häufigsten Herzklappenfehler, besonders bei älteren Men-schen. Ist der Klappendurchgang verengt, kann das Herz nur noch mit großer Anstrengung Blut aus der linken Herzkammer in die Brustschlagader pumpen. Es drohen eine Überanstrengung oder Schwächung des Herzmuskels sowie eine unzureichende Sauerstoffversorgung – Folge können Herzrhythmusstörungen, Herzschmerzen oder Ohnmachten sein.

Kardiologen, Herzchirurgen und Radiologen haben am Ulmer Universitätsklinikum in enger Zusammenarbeit mehrere Patienten behandelt, die Eingriffe verliefen ohne Komplikationen. „Dabei haben wir mit Hilfe eines Katheters über die Leistenschlagader zunächst die verengte Aortenklappe aufgedehnt und mit einem selbstöffnenden rohrförmigen Stent stabilisiert“, erklärt Prof. Dr. Jan Torzewski, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin II. „Im gleichen Vorgang wurde dabei die zusammengefaltete neue Herzklappe, die aus biologischem Material besteht, an die richtige Position gebracht und entfaltet“, so Torzewski.

„Für diesen komplexen Eingriff ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen entscheidend“, erläutert Dr. Uwe Gallmeier, Oberarzt in der Herzchirurgie. „Wissen und Erfahrung von Herzkatheterspezialisten und Herzchirurgen müssen sich ergänzen.“ Die exakte Vordiagnostik der Radiologen ermöglicht den Ärzten zu beurteilen, bei welchen Patienten das neue Verfahren sinnvoll ist. Sie liefert ihnen auch genaueste Informationen für den Eingriff. „Dabei ist der neue Hochleistungs-Computertomograph, den wir erst kürzlich in der Radiologie eingeweiht haben, eine entscheidende Hilfe“, betont PD Dr. Martin H. K. Hoffmann. „Das Gerät liefert die notwendigen detailreichen, aussagekräftigen Bilder des Herzens“, so der Oberarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Hans-Jürgen Brambs).

Die transkutane Aortenklappen-Implantation wird in Deutschland bisher nur an wenigen großen Herzzentren durchgeführt, in Baden-Württemberg ist Ulm der erste Standort. Am Universitätsklinikum Heidelberg wurde ebenfalls in dieser Woche einem Patienten mit einer kleinen Brustkorböffnung unter Narkose eine neue Herzklappe eingesetzt (transapikale Implantation).

Petra Schultze
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