Auswirkungen geringer Strahlenbelastung auf die Gesundheit
Diese Frage hat sich das französische CEA (Zentrum für Atomenergie) gestellt.
Etwa 90 französische und ausländische Forscher (Physiker, Molekularbiologen und Mathematiker), 28 Post-Doktoranden und 53 Doktoranden von 36 Laboratorien aus 11 Ländern haben zwischen 2004 – 2008 im Rahmen des Programms Risc-Rad (Radiosensitivity of Individuals and Susceptibility to Cancer Induced by Ionizing Radiations) auf die Beantwortung dieser Frage hingearbeitet.
Das Projekt verfügte über eine finanzielle Unterstützung von 30 Millionen Euro, davon 10 Millionen Euro von der Europaischen Union (6. EU – Forschungsrahmenprogramm / „EURATOM“). Die festgelegte Obergrenze für Arbeiter des Kernenergiesektors liegt bei 20 mSv pro Jahr. Zum Vergleich: ein Flug von Paris nach New York und zurück belastet den Fluggast mit 0,06 mSv, eine komplette Dentalaufnahme schlägt mit 0,006 mSv zu Buche und ein Scannen des Bauches mit 12 mSv.
Eines der Hauptziele der im Rahmen des Projekts Risc-Rad durchgeführten Untersuchungen bestand darin, neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen geringer Mengen an radioaktiver Strahlungen zu gewinnen, um die einschlägigen Strahlenschutznormen – insbesondere unter dem Gesichtspunkt eventueller krebsauslösender Effekte – genauer zu erfassen.
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchungen sind:
Das Verhältnis Dosis – Auswirkung bezüglich der biologischen zellularen Prozesse kann verschiedene Formen haben.
Die Strahlungen können indirekte Auswirkungen haben, die gegenüber den direkten Effekten auf das genetische Erbgut bei der Krebserzeugung eine geringere Rolle spielen können.
Die genetischen Prädispositionen beeinflussen das Risiko an Krebs zu erkranken.
„Die Auswirkung ist vergleichbar mit der der Sonne“, so Laure Sabatier, Leiterin des Labors fur Onkologie und Strahlenbiologie des CEA und Projektkoordinator. „Einige Leute reagieren empfindlicher auf sie als andere.“
Eine weitere wichtige Schlussfolgerung: die bei geringer Strahlenbelastung auftretenden Auswirkungen können sich von denen, die bei starker Strahlenbelastung beobachtet wurden, stark unterscheiden.
Risc-Rad merkt des Weiteren an, dass bei jeder Strahlenbelastung sowohl positive als auch negative zellulare Antworten auftreten. Im günstigen Fall wird ein Schutzmechanismus gegen die Krebserzeugung ausgelöst.
Im entgegengesetzten Fall begünstigt die Strahlenbelastung die Tumorentstehung. Das interessanteste und innovativste Ergebnis dieser Untersuchung betrifft jedoch die indirekten Auswirkungen der Strahlung.
Bisher wurde davon ausgegangen, dass die beim Röntgen verursachten DNSSchädigungen in den bestrahlten Zellen die Konsequenz der Bestrahlung wären. Dennoch können auch unbestrahlte Organe aufgrund der Behandlung anderer Körperregionen Schädigungen aufweisen, da die Zellen über Moleküle miteinander kommunizieren, die während der Bestrahlung erzeugt werden. Von deutscher Seite waren an dem Projekt Risc-Rad das Deutsche Forschungszentrum fur Gesundheit und Umwelt ( Helmholtz-Zentrum München) und das Universitatsklinikum Freiburg beteiligt.
Quellen:
– „L'impact sanitaire des faibles doses d'irradiation“ – http://www.lefigaro.fr/sante/2009/03/06/01004- 20090306ARTFIG00368-l-impact-sanitaire-des-faibles-doses-d-irradiation-.php – 06.03.2009
– Website CEA : „Le projet Risc-Rad“ – http://www-dsv.cea.fr/toute-l-actualite/presse/enjeux-de-laradiobiologie- un-contexte-europeen/le-projet-risc-rad Redakteurin: Claire Vaille, claire.vaille@diplomatie.gouv.fr
Wissenschaft-Frankreich (Nummer 160 vom 01.04.09)
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