Fraunhofer CBP liefert Lignin für biobasierte Wertstoffe

Organosolv-Lignin nach Fällung und Filtration auf der Filterpresse. Fraunhofer CBP

Lignin ist einer der Hauptbestandteile verholzter Pflanzenteile. Eingelagert in die pflanzliche Zellwand, verleiht der komplex aufgebaute organische Stoff dem Holz seine Druck- und Bruchfestigkeit. Bisher ist Lignin vor allem als – mit Schwefel verunreinigtes – Nebenprodukt bei der Papier- und Zellstoffherstellung verfügbar.

Mit dem von Fraunhofer entwickelten Organosolv-Verfahren wird Lignocellulose, das Strukturmaterial von Holz, nur mit Wasser und Alkohol in seine Grundbestandteile fraktioniert. Dabei entsteht unter anderem hochreines Lignin, das auch chemischen Industriezweigen als wertvoller Grundstoff dienen kann.

Am Fraunhofer CBP wurde das Verfahren bereits vor vier Jahren erfolgreich in den Pilotmaßstab übertragen und wird in dieversen Projektvorhaben weiterentwickelt. In dem Vorhaben »Stoffliche Nutzung von Lignin: Nanoporöse Materialen«, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert wurde, lieferte das Fraunhofer CBP hochwertiges Organosolv-Lignin.

»Wir fraktionieren das Holz in seine Hauptbestandteile Lignin, Hemicellulose und Cellulose, indem wir es mit Wasser und Alkohol bei hoher Temperatur und hohem Druck kochen, quasi wie in einem Dampfkochtopf«, sagt Dr. Moritz Leschinsky, Gruppenleiter am Fraunhofer CBP. Das Lignin und die Hemicellulosen lösen sich in der Flüssigkeit, während die faserige Cellulose fest bleibt.

In einem weiteren Schritt gewinnen die Wissenschaftler das Lignin aus der Flüssigkeit, indem sie es fällen und abtrennen. Nach Entfernung des Alkohols verbleiben die Hemicellulosen-Zucker. Der feste, faserige Cellullose-Rückstand wird bei Bedarf im Bedarfsfall mit Enzymen versetzt und verzuckert, das heißt in einzelne Glucose-Moleküle gespalten.

Ligninbasierte Aerogele als Basis hochporöser Dämmstoffplatten

Das Lignin kann für Biowerkstoffe eingesetzt oder als Bindemittel für die Holzindustrie verwendet werden. Wegen der chemisch interessanten Strukturen verfolgen die Forscher am Fraunhofer CBP auch Ansätze, aromatische Grundstoffe aus dem komplexen Naturstoff zu gewinnen. Die gewonnene Cellulose, in ihre Zuckerbausteine zerlegt, dient beispielsweise Mikroorganismen als »Futter«. So werden, ebenfalls am CBP, Fermentationen mit Lignocellulose-Zucker, biobasierte Säuren oder Kraftstoffe hergestellt.

Die Erzeugung neuer Werkstoffe – sogenannter Aerogele – aus diesem Organosolv-Lignin konnte erfolgreich von der TU Hamburg-Harburg demonstriert werden.

Das Vorhaben »Stoffliche Nutzung von Lignin: Nanoporöse Materialen« wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Der Abschlussbericht steht auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22018312 zur Verfügung. Am Projekt waren neben der TU HH und dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP auch die Universität für Bodenkultur Wien, das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung und die Firmen Dräger Safety und Loick Biowertstoff beteiligt.

Dr. Moritz Leschinsky
Telefon +49 3461 43-9102

https://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2018/fraunhof…
https://www.fnr.de/presse/pressemitteilungen/aktuelle-mitteilungen/aktuelle-nach…

Media Contact

Dr. Claudia Vorbeck Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Brückenbau der Zukunft

Ein Team des Fachbereichs Konstruktiver Ingenieurbau an der HTWD erforscht modulare Fertigteilsysteme, um Brücken schneller, kostengünstiger und nachhaltiger zu errichten. Zahlreiche Brückenbauwerke in ganz Deutschland sind derzeit in einem schlechten…

Intelligente Kamerasysteme

HKA-Forschungskooperation mit Mercedes-Benz für autonomes Fahren der nächsten Generation. Im Mittelpunkt steht die Weiterentwicklung der komplexen Kameratechnologien im Neuromorphic Computing. Über die Kooperation im Projekt EVSC (Event Vision Stream Compres­sion)…

Digitaler Zwilling zeigt den Wald in 100 Jahren

Modell berechnet große Waldflächen bis auf den Einzelbaum genau. Der Wald der Zukunft wird mit anderen Bedingungen zurechtkommen müssen als der von heute. Deshalb ist es laut Forschenden der Technischen…