Wie Integration gelingt

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Auch wenn sich dies in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht überall niederschlägt, die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen es deutlich: „Inzwischen hat beinahe jeder fünfte Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund“, sagt Karl Andrew Woltin von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

„Migranten stellen somit einen erheblichen Anteil der Bevölkerung“, so der Sozialpsychologe weiter. Doch fest steht auch: Ein Großteil der Einwanderer in Deutschland wird diskriminiert. Dies zeige sich nicht nur anhand durchschnittlich niedrigerer Löhne, sondern äußere sich z. B. auch in abschätzigen Bemerkungen im Alltagsleben.

Den Ursachen für diese illegitime Ungleichbehandlung sind die Sozialpsychologen von der Universität Jena nachgegangen. „Wir haben eigene Forschungsergebnisse und die anderer Gruppen zusammengetragen, um die Faktoren aufzuspüren, die zur sozialen Diskriminierung beitragen oder sie verhindern“, erläutert Dr. Nina Hansen, die mittlerweile an der Universität Groningen (Niederlande) forscht. In der aktuellen Ausgabe der „Zeitschrift für Sozialpsychologie“ haben die Jenaer Forscher ihre Ergebnisse veröffentlicht.

Demnach behindert die Verwendung von negativen Stereotypen über Ausländer eine Integration, da sich diese verzerrten Vorstellungen in den Köpfen festsetzen. „Die häufig unnötige Nennung der Herkunft von Straftätern wie sie in den Medien üblich ist, verfestigt diese Stereotype weiter“, so Hansen. Dabei gehe es jedoch nicht darum, Integrationsprobleme nicht zu thematisieren. „Doch die Art und Weise wie die Auseinandersetzung mit diesen Problemen erfolgt, lässt deren Lösung nicht erwarten.“

Allein durch Gesetze lasse sich die Integration von Migranten nicht regeln. „Die alleinige Existenz eines Gesetzes, wie des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes wird nicht zu einer geringeren Diskriminierung führen“, ist sich Woltin sicher. Für die Wirksamkeit solcher Regelungen sei es entscheidend, dass die Bevölkerung die Gesetzgebung als notwendig und transparent erlebe. „Wird jedoch wie im vorliegenden Fall allein mit der notwendigen Umsetzung einer EU-Richtlinie argumentiert, bleibt auch das beste Gesetz wirkungslos.“

Eine erfolgreiche Integration, so das Fazit der Jenaer Sozialpsychologen, setze vor allem das gemeinsame Erarbeiten einer Vision voraus, in der sowohl Menschen mit als auch ohne Migrationshintergrund eine klar erkennbare, positive Rolle einnehmen und möglichst vielfältige positive Kontakte zwischen ihnen geschaffen werden. Diese können beispielsweise im Kindergarten, der Schule oder am Arbeitsplatz gestaltet werden. Nur so könne Integration gelingen. „Das alles mag simpel klingen, ist jedoch immer noch nicht umgesetzt“, kommentiert Hansen.

Originalpublikation:
Sassenberg K, Fehr J, Hansen N, Matschke C, Woltin KA: Eine sozialpsychologische Analyse zur Reduzierung sozialer Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund. Zeitschrift für Sozialpsychologie 2007 (37), S. 239-249.
Kontakt:
Dr. Nina Hansen
Institut für Sozial- und Organisationspsychologie der Universität Groningen
Grote Kruisstraat 2/1,NL – 9715 TS Groningen
Tel.: 0031 / 50 3636229
E-Mail: N.Hansen[at]rug.nl
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3/Haus 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945100

Media Contact

Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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