Korallen aus der Wüste – Bremer Meeresgeologe auf Expedition in der jordanischen Wüste

Eher ungewöhnlich für einen Meeresgeologen war das Untersuchungsgebiet in der jordanischen Wüste. Knapp zwei Wochen war Dr. Thomas Felis vom MARUM, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, auf Expedition an der Küste des Golfs von Aqaba. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Saber Al-Rousan von der Marine Science Station der Jordanischen Universität in Aqaba erbohrte Felis insgesamt mehr als 13 Meter Bohrkerne aus 28 verschiedenen fossilen Korallenkolonien.

Wie Bäume so bilden auch Korallen jährliche Wachstumsringe aus. In diesen sogenannten Dichtebändern sind die Umweltbedingungen vergangener Zeiten gespeichert. „Da die untersuchten Korallen im Durchschnitt einen Zentimeter pro Jahr wachsen, kann man in den Korallenkernen einzelne Jahre und sogar Monate unterscheiden.“ erklärt der Meeresgeologe Felis „Das macht sie für uns zu einem wertvollen, zeitlich höchstauflösenden Klimaarchiv.“ So lässt sich mit einem ein Meter langen Korallenkern bereits 100 Jahre in die Vergangenheit blicken.

Die Kerne aus der jordanischen Wüste decken Zeitfenster von einigen Jahrzehnten bis zu wenigen Jahrhunderten innerhalb der letzten 6000 Jahre, sowie innerhalb der letzten Warmzeit vor etwa 122.000 Jahren ab. „Über die gute Erhaltung dieser uralten Korallen bin ich wirklich überrascht. Sie werden uns in den nächsten Jahren einzigartige Informationen über die Klimaentwicklung im Nahen Osten liefern“, sagt Thomas Felis. Frühere Untersuchungen an Korallen hatten gezeigt, das die Nordatlantische Oszillation, ein Klimaphänomen das für den besonders kalten letzten Winter in Europa mitverantwortlich war, in der Vergangenheit auch das Klima im Nahen Osten maßgeblich beeinflusst hat.

Die Korallenkerne lagern nun im MARUM, wo Felis sie weiter untersucht. Röntgenstrahlen machen die einzelnen Dichtebänder für die Altersbestimmung sichtbar und geochemische Untersuchungen geben Aufschluss über Temperatur- und Salzgehaltänderungen in dieser Region des Roten Meeres.

Der Golf von Aqaba trennt als nordöstlichste Bucht des Roten Meeres die arabische Halbinsel von der Halbinsel Sinai. Die Artenvielfalt der tropischen Korallenriffe macht dieses Meeresgebiet zu einem Paradies für Sporttaucher. Korallenriffe wuchsen hier schon vor hunderttausenden von Jahren. Durch geologische Prozesse wurde ein Teil dieser Riffe über die Meeresoberfläche hinaus angehoben und ist nun teilweise von Wüstensand bedeckt. In Aqaba befinden sich die wahrscheinlich nördlichsten angehobenen Riffterrassen der Welt.

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