Zehn Minuten, die Nordamerika nachhaltig veränderten

Den Ablauf dieses Ereignisses hat das Team nun in der Ausgabe des Fachjournals Science vom 27. Juni veröffentlicht.

Die Katastrophe geschah vor 35 Millionen Jahren und dauerte gerade einmal 10 Minuten. Dennoch spüren die Einwohner von Virginia bis heute indirekt die Folgen, die dieser Meteoriten-Einschlag verursacht hat. Damals stürzte ein über 3 km großer Asteroid mit der ungeheuren Wucht von über 50.000 Wasserstoffbomben ins flache Schelfmeer des atlantischen Ozeans und riss ein fünf Kilometer tiefes und 25 Kilometer breites Kraterloch nahe der Küste.

Ein Gemenge aus Wasser und zertrümmerten Gestein wurde in die Atmosphäre geschleudert. Thomas Kenkmann: „Tsunami-Wellen von über einem Kilometer Höhe bäumten sich damals auf, gleichzeitig prasselte geschmolzenes Gestein aus der Explosionswolke in den Krater nieder!“ Der Rückstrom des Wassers in den Krater setzte etwa 6 Minuten nach dem Einschlag ein und riss berggroße Granitblöcke mit sich. Nach 10 Minuten war der Krater schließlich fast 90 km groß und großenteils mit Trümmergestein und Sediment ausgefüllt, die Wasserturbulenzen ließen allmählich nach.

Dieses Szenario konnte durch eine 1760 m tiefe Bohrung detailliert rekonstruiert werden, die im Rahmen des internationalen kontinentalen Tiefbohrprogramms ICDP mitten in den heute unter Sedimenten verborgenen Krater niedergebracht wurde. Für die Berliner Meteoritenkraterforscher kommt der Bohrung eine Schlüsselrolle zu, denn „sie zeigt uns welche Folgen Einschläge im Meer haben“, so Uwe Reimold.

Der Name des Kraters, Chesapeake Bay, bezeichnet die Region nicht unweit der Hauptstadt der USA, Washington, wo der Krater verborgen liegt. Noch heute bereitet die ehemalige Katastrophe der Küstenbevölkerung Probleme, denn innerhalb der Kraterstruktur hat sich eine Salzwasserlinse gebildet, die die Wasserversorgung von Millionen Menschen in Virginia erheblich erschwert.

Bildmaterial zum ICDP-Projekt Chesapeake Bay unter:

www.icdp-online.org/contenido/icdp/front_content.php?idart=1144
www.sciencemag.org
www.pubs.royalsoc.ac.uk/proceedingsb
Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Reimold, PD Dr. Thomas Kenkmann,
Museum für Naturkunde, Humboldt-Universität zu Berlin, Invalidenstrasse 43, 10115 Berlin
uwe.reimold@museum.hu-berlin.de, Tel. +49(0)30 2093 8470;
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