Nichtheimische Nutzpflanzen breiten sich erfolgreicher aus

Oxalis pes-caprae oder auch Nickender Sauerklee ist heimisch in Südafrika. Er wurde for allem als Bienenweide für die Honigproduktion und als Zierpflanze in viele Regionen eingeführt. Heutzutage findet man ihn weltweit. © Mark van Kleunen

Bereits vor tausenden von Jahren haben Menschen Pflanzen aus ihren natürlichen Verbreitungsgebieten in neue Regionen mitgenommen und kultiviert.

Dieser Trend hat sich jedoch in den letzten 500 Jahren durch die fortschreitende Globalisierung deutlich verstärkt und nichtheimische Pflanzen wurden intensiver genutzt, z.B. als Nahrungspflanzen, Zierpflanzen oder aus medizinischen Gründen.

Zum ersten Mal hat nun ein Team internationaler Wissenschafler*innen den Einfluss der kommerziellen Nutzung von nichtheimischen Pflanzen auf deren Einbürgerungserfolg weltweit untersucht.

Das Team analysierte dazu einen globalen Datensatz zu 11.685 Nutzpflanzenarten (World Economic Plants Database) in Kombination mit einem weltweiten Datensatz von 12.013 eingebürgerten Neophyten (Global Naturalized Alien Flora Database).

Wirtschaftliche Nutzung erhöht den Einbürgerungserfolg um das 18-fache
„Um zu verstehen, warum sich manche nichtheimische Arten erfolgreich in einer neuen Umgebung einbürgern, müssen wir analysieren, wie die Arten überhaupt in diese Regionen gelangen“, unterstreicht Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien und ergänzt:

„Die meisten globalen Studien legten bisher jedoch hauptsächlich einen Fokus auf die Ausbreitung nichtheimischer Arten, aber nicht darauf, wie und warum sie überhaupt eingeführt wurden“.

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung belegen, dass eine direkte Verbindung zwischen der wirtschaftlichen Nutzung nichtheimischer Pflanzen und deren Einbürgerungserfolg in ihrer neuen natürlichen Umgebung besteht: Kommerziell genutzte Arten breiten sich 18mal häufiger aus als Arten ohne dokumentierte Nutzung.

Zusätzlich steigt der Einbürgerungserfolg, wenn eine Art mehrere „Funktionen“ hat – etwa als Heil- und Zierpflanze. Über die Hälfte der weltweit am weitesten verbreiteten eingebürgerten Pflanzenarten werden entweder als Zierpflanzen oder als Futterpflanzen für Nutztiere verwendet.

Pflanzen der nördlichen Hemisphäre besonders erfolgreich

Bisherige Studien haben bereits gezeigt, dass nichtheimische Arten vor allem aus Regionen der nördlichen Hemisphäre in den Rest der Welt gebracht werden – allen voran aus Europa. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Arten aus der nördlichen Hemisphäre eben besonders häufig als Nutzpflanzen kultiviert werden und nicht etwa, dass diese Pflanzen in irgendeiner Weise konkurrenzfähiger sind als Arten der südlichen Hemisphäre“, sagt Bernd Lenzner. Neophyten aus dem asiatischen Raum verzeichneten den größten Einbürgerungserfolg.

Auch evolutionäre Muster können durch die Nutzung erklärt werden

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die beobachteten evolutionären Muster bei erfolgreichen Neophyten ebenfalls zu einem gewissen Grad durch deren wirtschaftliche Nutzung erklärt werden können. Erfolgreiche nichtheimische Pflanzenarten stammen vorrangig aus einigen wenigen Pflanzenfamilien.

Die Erkenntnisse aus der vorliegenden Studie zeigen jedoch, dass dieses Muster durch einen weiteren Faktor beeinflusst wird: „Für den Ausbreitungserfolg ist vor allem die wirtschaftliche Nutzung von Pflanzenarten ausschlaggebend. Daher ist es bei problematischen Neophyten wichtig, bei Bekämpfungsmaßnahmen an diesem Punkt anzusetzen“, schließt Bernd Lenzner.

Publikation in „Nature Communications“:
Mark van Kleunen, Xinyi Xu, Qiang Yang, Noëlie Maurel, Zhijie Zhang, Wayne Dawson, Franz Essl, Holger Kreft, Jan Pergl, Petr Pyšek, Patrick Weigelt, Dietmar Moser, Bernd Lenzner and Trevor S. Fristoe, Economic use of plants is key to their naturalization success, Nature Communications, 24 June 2020. URL: doi.org/10.1038/s41467-020-16982-3

Ass.-Prof. Dr. Franz Essl
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Universität Wien
M +43-676-609-16-38
franz.essl@univie.ac.at

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Alexandra Frey Universität Wien

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