Wenn die Liebe zu Kopfe steigt: Stirninjektionen begleiten das Paarungsritual von Meeresschnecken
Das Tierreich ist bekannt für seine Vielfalt an oftmals bizarren Fortpflanzungsstrategien. An winzigen Meeresschnecken der Gattung Siphopteron beschreiben Dr. Rolanda Lange, Johanna Werminghausen und Dr. Nils Anthes vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen nun ein besonders Aufsehen erregendes Beispiel:
Die Tiere kopulieren zwar ganz regulär durch die Übertragung von Spermien in den weiblichen Genitaltrakt. Zusätzlich übertragen sie jedoch mit einer Injektionskanüle Prostatasekrete in die Haut des Partners.
Zwar sind derartige als „traumatisch“ bezeichnete Übertragungswege für eine Vielzahl von Tieren bekannt. Das in der Online-Ausgabe der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society B beschriebene Ziel der Injektion ist jedoch einzigartig: Die Sekrete werden zwischen den Augen des Partners direkt in die Stirn tief in das darunterliegende Gewebe übertragen.
Das Forscherteam um Dr. Rolanda Lange vermutet, dass die Tiere das darunter liegende zentrale Nervensystem anvisieren. Die in den Sekreten vermuteten bioaktiven Proteine könnten über das zentrale Nervensystem die Fortpflanzung des Partners manipulieren, und beispielsweise die Eiablagerate erhöhen beziehungsweise den Befruchtungserfolg der frisch übertragenen Spermien relativ zu konkurrierenden Männchen erhöhen.
Originalpublikation:
Dr. Rolanda Lange, Johanna Werminghausen, Dr. Nils Anthes: Cephalo-traumatic secretion transfer in a hermaphrodite sea slug. Proceedings of the Royal Society B, http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2013.2424
Kontakt:
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Evolution und Ökologie
Dr. Rolanda Lange
Derzeit in Australien: Tel. +61 399 05 68 67, E-Mail rolanda.lange[at]monash.edu
Dr. Nils Anthes
Tel. +49 7071 29-74617, E-Mail nils.anthes[at]uni-tuebingen.de
Fotos können angefordert werden unter Tel. +49 7071 29-77853, janna.eberhardt[at]uni-tuebingen.de
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