Katzenminze gegen Nierenkrebs: Chemiker der TU Dortmund synthetisieren neuen Wirkstoff

Die gleiche chemische Verbindung ist aber auch Startmaterial für die Synthese eines vielversprechenden Wirkstoffs zur Bekämpfung von Nierenkrebs. Chemikern der TU Dortmund ist es jetzt erstmals gelungen, aus dem Öl der Katzenminze die Anti-Tumor-Verbindung Englerin A synthetisch herzustellen.

Englerin A, ein kürzlich in einer afrikanischen Pflanze entdeckter Wirkstoff, wirkt toxisch auf Nierenkrebszellen, ohne jedoch andere Zellen zu schädigen. Daher ist diese Verbindung potenziell für die Krebstherapie geeignet. „Wir haben festgestellt, dass einer der Inhaltsstoffe der Katzenminze in seiner Struktur dem Englerin A ähnelt“, erklärt Mathias Christmann, Professor für Organische Chemie an der TU Dortmund.

Daraufhin haben seine Mitarbeiter Dr. Matthieu Willot und die Diplom-Chemikerin Lea Radtke damit begonnen, den Wirkstoff der Katzenminze so zu verändern, dass er am Ende in Englerin A überführt werden konnte. Schritt für Schritt haben sie dafür im Labor die molekulare Struktur der Katzenminze abgeändert. Erstmals gelungen ist die Totalsynthese, also die künstliche Herstellung von Englerin A auf Basis von Katzenminze, im Sommer 2009. In der internationalen Fachpresse wird dieser Erfolg als „wissenschaftliches Highlight“ vorgestellt.

Im Gegensatz zur Isolierung aus Pflanzen, Pilzen oder Bakterien hat die Synthese von Naturstoffen mehrere Vorteile: Zum einen ist es oft die einzige Möglichkeit größere Mengen der Verbindung für Tests zur Verfügung zu stellen. Zum anderen kann der Wirkstoff so für die spezielle Anwendung optimiert werden. Beim „Nachbau“ von Naturstoffen können die Chemiker sich direkter auf die gewünschte Wirkung auf den Menschen konzentrieren – die Naturstoffe selbst lassen sich nur teilweise in ihrer Struktur verändern. Wie das synthetische Englerin A nun in der therapeutischen Praxis eingesetzt werden kann, wollen Christmann und sein Team in Kooperation mit Biologen und anderen Wissenschaftlern erforschen. Aber schon jetzt freuen sie sich über den großen Erfolg der Totalsynthese eines Wirkstoffs gegen Nierenkrebs und sind sich einig: „Das ist wirklich toll für einen Wissenschaftler, wenn er einen Beitrag zur medizinischen Forschung leisten und anderen Menschen dadurch helfen kann.“

Kontakt:
Prof. Mathias Christmann
Ruf: (0231) 755-7854
E-Mail: mathias.christmann@tu-dortmund.de

Media Contact

Ole Lünnemann idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-dortmund.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer