Wespenspinnen verpassen ihrer Partnerin Keuschheitsgürtel

Um ihre Vaterschaft zu sichern, legen männliche Wespenspinnen ihren Partnerinnen bei der Begattung eine Art Keuschheitsgürtel an.

Darüber berichten Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Hamburg in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Behavioral Ecology“ http://beheco.oxfordjournals.org/ . Für die Männchen ist das allerdings sehr schmerzhaft. Denn während der Begattung bricht die Spitze ihres Genitals ab. Damit verstopfen sie die Geschlechtsöffnung ihrer Partnerin. Das Weibchen beendet das kurze tete-a-tete brutal: Es attackiert ihren Liebhaber und tötet ihn, falls er nicht rechtzeitig flieht.

Entdeckt ein Männchen die Partnerin seiner Wahl, bringt er sie zunächst in Stimmung, indem er an ihrem Netz rüttelt. Das Weibchen stützt sich daraufhin hochbeinig vom Netz ab, so dass der sehr viel kleinere Spinnenmann unter ihren Körper kriechen kann. Ein mit Spermien gefüllter Taster des Männchens klappt aus und rastet in die Geschlechtsöffnung des Weibchens ein – ähnlich wie ein Skischuh in eine Windung.

Insgesamt dauert die Begattung meist nicht länger als 16 Sekunden – für die Männchen trotzdem lang genug, um alle Eier der Spinnendame zu befruchten. Kommt danach allerdings noch ein Konkurrent zum Zuge, konkurrieren seine Damen mit dem unerwünschten Nebenbuhler. Um das zu verhindern, schreckt der Spinnenmann auch vor Selbstverstümmelung nicht zurück. „Wenn sich das Männchen vom Weibchen löst bricht in mehr als 80 Prozent der Fälle die Spitze seines Genitals ab“, sagt Gabriele Uhl von der Universität Bonn http://www.uni-bonn.de/ im pressetext-Interview. „Die Spitze sitzt dann wie ein Korken auf der Geschlechtsöffnung und verstopft sie.“

Die Folge: Paarte sich das Weibchen mit einem weiteren Männchen, reduzierte sich die Dauer des Geschlechtsverkehrs um die Hälfte. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Blockade die Paarung zumindest erschwert“, sagt Stefan Nessler von der Universität Bonn. „Nach ersten morphologischen Untersuchungen verschließt die abgebrochene Spitze die Öffnung zudem so sicher, dass ein Samentransport ausgeschlossen sein dürfte.“ Die Forscher untersuchen nun, warum die Spinnendame ihr Partner nach dem Geschlechtsverkehr tötet. „Möglicherweise dient der Männchenmord der Nahrungssicherung“, sagt Uhl.

Media Contact

Christoph Marty pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://beheco.oxfordjournals.org/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wie Immunzellen bei der Virusabwehr kommunizieren

Chemokine sind Signalproteine, mit denen Immunzellen ihren Kampf gegen Krankheitserreger und Tumore organisieren. Um dieses komplexe Netzwerk zu verstehen, wurden verschiedene Techniken entwickelt, die Chemokin-produzierende Zellen identifizieren. Jedoch konnte man…

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Partner & Förderer