Oktopus-Haut als Superreflektoren

Jene Moleküle, die die Haut der Oktopusse schnell an die Umgebung anpassen lassen können, wollen Forscher nun als Super-Reflektoren im Hightech-Bereich nutzen. Kraken können ihre Körperfarbe rasch an die Umgebung anpassen, um so Feinden gezielt zu entgehen, aber auch um erfolgreich zu jagen. Das Forscherteam um Roger Hanlon von dem Marine Biological Laboratory in Woods Hole, Massachusetts, hat in der Haut der Tiere bisher unbekannte Proteine entdeckt, die wirklich erstaunliche Eigenschaften aufweisen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature-Online.

Das Wissenschaftsteam hat festgestellt, dass die unterste Hautschicht des Oktopus aus reflektierenden Zellen, so genannten Leucophoren besteht. Diese bestehen aus durchscheinenden, farblosen und reflektierenden Proteinen. „Solche Proteinreflektoren sind ziemlich seltsam im Tierreich“, meint der Zoologe Hanlon, der sich seit Jahren mit Kopffüßern beschäftigt. Das Sensationelle an diesen Reflektoren ist jedoch, dass sie alle Wellenlängen von Licht reflektieren können. „Die wirken praktisch wie Breitband-Reflektoren“, meint Hanlon beim Treffen der Materials Research Society in Boston. Im Resultat bedeutet dies, dass es sich um ein Material handelt, das anfangs weiß im weißen Licht und blau im blauen Licht erscheint. „Die Zellen gleichen sich auch an die Intensität des vorherrschenden Lichts an“, meint Hanlons Forscherkollegin Lydia Mathger.

Die nähere Betrachtung der Oktopushaut macht aber auch noch etwas anderes deutlich: Hier gibt es noch weitere reflektierende Elemente – Iridophoren. Das sind Zellen aus dünnen Chitinplättchen, die wie ein Interferenzfilter arbeiten und in blauen, grünen und silbernen Farbtönen schillern. An den hellsten Stellen gleicht die Zahl der Iridophoren jener der Leucophoren eins zu eins. „Wie die Iridophoren die Helligkeit verstärken, ist noch nicht genau geklärt, da diese 3-D-Zellen sehr komplex sind“, meint Hanlon.

Die Tarnung der Kraken gehört zu den faszinierendsten Schauspielen der Natur, berichtet schon das Standardwerk Brehm's Tierleben von 1884. „Neben dem raschen Farbwechsel kann der Oktopus nämlich auch die Hautoberfläche von glatt bis warzenartig verändern – je nachdem auf welchem Untergrund er sich gerade aufhält und in welcher Stimmung er gerade ist“, so der Biologe Jörg Ott vom Institut für Meeresbiologie an der Universität Wien http://www.univie.ac.at/marine-biology im pressetext-Interview. „Zahlreiche Wissenschaftler haben sich deshalb sehr intensiv mit den Kraken und ihren Leistungen beschäftigt“, erklärt Ott. „Die Kopffüßer gehören zu den niederen Tieren mit den höchsten Hirnleistungen. Sie sind darüber hinaus auch sehr lernfähig“, berichtet der Experte. Ein Oktopus ist in der Lage, das Verhalten eines Artgenossen – etwa das Öffnen eines verschlossenen Glases mit einem Beutetier – zu verstehen und nachzuahmen. „Unter den wirbellosen Tieren haben die Kraken das größte Gehirn“, so Ott. Ein Grund für diese zum Teil immer noch unerforschten Verhaltensweisen der Tiere liege darin, dass der Lebensraum der Kraken räumlich sehr komplex ist. Zudem ist sein Beutespektrum sehr hoch, meint der Forscher abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.mbl.edu http://www.nature.com

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