Hausratten häufiger als vermutet
Neue Erkenntnisse über ihre Verbreitung in Deutschland
In den 90er Jahren zeigt sich eine neue Tendenz in den Vorkommen der Hausratte, auch in den Gebieten, wo sie als ausgestorben galt. Sie werden nun häufiger in Binnenhäfen, besonders in Getreidemühlen und -silos festgestellt. So fanden sie sich in vielen großen Städten entlang der Flüsse Main und Rhein, wie z. B. flussabwärts in Würzburg, Hanau, Köln, Düsseldorf und Wesel. Aber auch in Süddeutschland, im Bodenseegebiet, wurden einige Vorkommen bekannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die Dr. Heike Endepols am Zoologischen Institut der Universität zu Köln erstellt hat.
Es ist jedoch davon auszugehen, daß Hausratten in Deutschland häufiger vorkommen als angenommen. In der Kölner Untersuchung werden alle Nachweise der Hausratte während der letzten 20 Jahre zusammengefasst. Die größten Vorkommen mit mehr als 10.000 Individuen fanden sich in großen Schweinemastbetrieben in Ostdeutschland während der 80er Jahre, besonders in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Der technische Zustand dieser großen Betriebe bot den Tieren ausreichende Nistmöglichkeiten und Futter. Mit der Modernisierung und Verkleinerung der Betriebe sind auch diese großen Hausrattenvorkommen dezimiert worden.
Die Hausratte wurde vor 2.000 Jahren über die Handelswege der Römer vom indischen Subkontinent nach Mitteleuropa und England verschleppt. Die heute wesentlich häufigere Wanderratte folgte erst im 17. Jahrhundert. Während der letzten Jahrzehnte galt die Hausratte als sehr selten, in weiten Gebieten Deutschlands auch als ausgestorben. Im Unterschied zu der robusteren, auch im Freiland und an Wasserläufen lebenden Wanderratte ist die Hausratte empfindlich gegen Kälte und Nässe. Sie ist deswegen auf Quartiere in Gebäuden angewiesen. Diese findet sie neben ausreichend Nahrung in der Landwirtschaft und in der Futtermittelindustrie. In Folge struktureller Veränderungen in der Landwirtschaft ist sie im 20. Jahrhundert in vielen Regionen seltener geworden. In den Bundesländern Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurde die Hausratte in den 90er Jahren als ausgestorben oder verschollen in der Roten Liste klassifiziert.
Die Hausratte tritt in drei verschiedenen Farbvarianten auf, schwarz, grau und weiß/braun. Alle drei Varianten waren in den nachgewiesenen Vorkommen, zum Teil gemischt, zu finden. Die schwarze Variante war besonders an den Flüssen häufig, während die braune besonders in Ostdeutschland die großen Vorkommen dominierte.
Bei der Bekämpfung von Ratten werden nur selten Tiere beobachtet, weil Schädlingsbekämpfer und Ratten unterschiedliche Tagesrhythmen haben. Auch weiterhin werden viele Hausrattenvorkommen unerkannt bekämpft, weil sie mit Wanderratten verwech-selt werden. Denn wie die Wanderratte wird auch die Hausratte als Vorratsschädling und als Reservoir und Überträger von Krankheitserregern nicht geduldet.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Heike Endepols unter der Telefonnummer 0221 470 3101, der Fax-Nummer 0221 470 4889 und der Email-Adresse aez33@uni-koeln.de zur Verfügung.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.htmlAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge

CO2 mit Strom binden
Ein Mikroben-Enzym inspiriert die Elektrochemie. Von Menschen freigesetzte Treibhausgase treiben die Erderwärmung. Kohlendioxid (CO2) etwa sammelt sich in der Atmosphäre und ist schwer umzuwandeln, da es sehr stabil ist. Einige…

Einfachere und systematische Qualifizierung von KI-Anwendungen
Ein neues Software-Framework soll Unternehmen die Abnahme bzw. Auditierung von Anwendungen erleichtern, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Das Framework erarbeiten das Fraunhofer IPA und das Institut für Industrielle Fertigung…

Neue Studie zur Bodenplastisphäre
Forschungsteam um Biologen der Freien Universität Berlin sieht in Mikroplastikverschmutzung in Böden beispiellosen Lebensraum und warnt vor unklaren Folgen. Plastik ist in der Umwelt mittlerweile allgegenwärtig: Während sich frühere Forschungsarbeiten…