Gut für die Maus: Ein neues Modell zur Untersuchung der Gefäßbildung

Das sog. Tissue Engineering (Bio-Ingenieurwissenschaft) beinhaltet die Isolierung und Kultivierung körpereigener Zellen in einem geeigneten Trägermaterial außerhalb des Körpers vor ihrer Transplantation zurück in den lebenden Organismus. Das Überleben dieser Zellen ist abhängig davon, das ausreichend Blut-Gefäße in das Konstrukt aus Zellen und Trägermaterial einwachsen, die die Blut-Versorgung des Gewebes sichern. Um diese Entwicklung in einem lebenden Organismus verfolgen zu können, hat die Abteilung für Plastische und Handchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg unter der Leitung von Universitätsprofessor Dr. Björn Stark, eine völlig neue „Versuchsanordnung“ entwickelt. Die Rolle des lebenden Organismus hat ein speziell präpariertes und bebrütetes Hühnerei übernommen. Dr. Jörg Borges wurde mit seinen Ko-Autoren (F.T. Tegtmeier, N. Torio Padron, M.C. Mueller und G.B. Stark) für die Entwicklung dieses Modells und seinen Vortrag vor der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen in Frankfurt am Main mit dem Forumspreis, dem renommiertesten Wissenschaftspreis auf diesem Fachgebiet, ausgezeichnet.

Das Ei-Modell hat den Vorteil, dass die Gefäßneubildung und seine Auswirkung auf kultivierte Zellen während eines Zeitraumes von 10 Tagen zu jeder Zeit beobachtet werden können. Das geht beispielsweise bei einem Versuch mit häufig eingesetzten sog. Nacktmäusen nicht. Auch hier könnte man das Zell-/Trägermaterial Konstrukt einspritzen, aber die Entwicklung der sog. Vaskularisierung kann nicht kontinuierlich verfolgt werden. Also gut für die Maus, – das Ei kann für viele Fragestellungen des Tissue Engineering aber auch andere Forschungsbereiche wie beispielsweise Materialwissenschaften, Pharmazie oder Tumorbiologie Tierversuche kostengünstig ersetzen.

Im Rahmen der Versuchsanordnung wird dazu wird vorsichtig ein Loch in die Eischale gesägt. Durch dieses Loch wird ein genau passender Plexiglaszylinder eingeführt, bis er auf eine stark von Gefäßen durchzogene Membran mit dem schönen Namen ’Chorioallantoismembran’ trifft. Hier wird jetzt das Zell-/Trägermaterial-Konstrukt aufgebracht und mit einem durchsichtigen Deckel verschlossen. Über einen Zeitraum von 10 Tagen kann nun die Bildung der Blutgefäße sowie die Entwicklung der zu züchtenden Zellen untersucht werden.

Kontakt:
Dr. med. Jörg Borges
Universitätsklinikum Freiburg
Abt. Plastische und Handchirurgie
Hugstetter Str. 55
Tel.: 0761 / 270-2401
Fax: 0761 / 270-2501
E-Mail: borges@ch11.ukl.uni-freiburg.de

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Rudolf-Werner Dreier idw

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