Geheimnis der "fliegenden Schnecke" geklärt

Darwins Theorie über Artenverbreitung bewiesen

Das Geheimnis, wie eine kleine sieben Millimeter große Landschnecke ihren Weg von Europa über Madeira bis auf die 9.000 Kilometer entfernte Insel Tristan da Cunha im Südatlantik geschafft hat, hat ein Wissenschaftsteam des Naturhistorischen Museums Leiden und der Universität Cambridge nun gelüftet: Die Schnecken haben an den Beinen von Vögeln ihren Siegeszug über die Kontinente hinweg geschafft, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner jüngsten Ausgabe.

Das besondere an der Landschnecke Balea perversa ist die Tatsache, dass sie nicht schwimmen kann. Charles Darwin hat in Versuchen festgestellt, dass die Schnecke nach zwei Stunden im Wasser ertrinkt. Das Forscherteam um Edmund Gittenberger hat nun in einer genetischen Studie festgestellt, dass die Schnecken, die in Europa, den Azoren und Tristan da Cunha leben, zur selben Art gehören. Forscher waren ursprünglich davon ausgegangen, dass die seltsam gewundenen kleinen Schnecken ausschließlich in der Palaearktischen Region, inklusive der Gebiete Eurasiens nördlich des Himalaya sowie in Nordafrika, vorkommen.

1824 wurden auf der kleinen südatlantischen Insel Tristan da Cunha, zwischen der Südspitze Südamerikas und Südafrikas gelegen, Balea-Schnecken entdeckt. Da diese sehr ähnlich aussahen wie jene in Europa, bekamen sie einen neuen Speziesnamen. Der britische Zoologe Richard Preece hat auf Tristan da Cunha diese Schnecken gesammelt und sie dem Biologen Edmund Gittenberger vom Natural History Museum Naturalis http://www.naturalis.nl in Leiden zur genetischen Untersuchung geschickt. „Die untersuchten Schnecken sind in der DNA jenen in Europa vorkommenden Arten äußerst ähnlich“, so Gittenberger im pressetext-Interview. Die Divergenz in der Genetik zeige aber deutlich, dass es unmöglich ist, dass die Schnecken von Menschen auf die entlegene Insel transportiert wurden. Zudem war die Insel Tristan da Cunha bis 1816 nicht permanent besiedelt. „Es blieb also zu wenig Zeit, dass sich daraus acht verschiedene Subspezies entwickeln konnten“, so der Experte.

„Wir sind uns nicht sicher wie diese Schnecken den langen Weg von 9.000 Kilometern zurückgelegt haben“, so Gittenberger, der anmerkt, dass auf den Inseln St. Helena und den Kapverden diese Art nicht vorkomme. Das sei aber der direkte Weg zwischen den Azoren und Europa. „Wir tippen auf die großen Sturmvögel, die auf Tristan da Cunha nisten. Wahrscheinlich haben sich die Schnecken an deren Beinen gehaftet“, meint Gittenberger. Tatsächlich produzieren die Schnecken einen besonders zähflüssigen Schleim, der es ihnen offensichtlich ermöglicht, sich festzukrallen.

Preece will weitere molekulare Daten über die Schnecken und ihre Verbreitung über den Globus sammeln. „Dieses Unterfangen ist jedoch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da der letzte Fund der Schnecken auf einem entlegenen Berg in Madeira auf das Jahr 1921 zurückgeht“, so Preece.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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