Ein Zwitterwesen mit 34 Millionen Geheimnissen

Das Genom einer sozialen Amöbe entschlüsselt

Kölner Biochemiker haben erstmals das Genom des kleinen Organismus Dictyostelium discoideum entschlüsselt. Gemeinsam mit Kollegen aus dem In- und Ausland analysierten Professor Dr. Angelika A. Noegel und Dr. Ludwig Eichinger vom Institut für Biochemie I der Universität zu Köln die 34 Millionen Bausteine des Winzlings, der sich an der Grenze zwischen Ein- und Vielzellern befindet. Die neuen Erkenntnisse können helfen, innovative Therapieansätze für tödliche Erbkrankheiten zu entwickeln und Rätsel der Geschichte der Evolution zu lösen. Die Forschungsergebnisse wurden in der Mai-Ausgabe des US-Wissenschaftsmagazins „Nature“ veröffentlicht.

Zu ihrer Überraschung fanden die Forscher etwa 12.500 Gene – der Mensch hat nur etwa doppelt so viele. Damit könnte Dictyostelium dazu beitragen, menschliche Gene, deren Funktion bis heute noch unklar ist, zu charakterisieren. Auch Impulse für neue Behandlungsmethoden von Erkrankungen wie Chorea Huntington erhoffen sich die Kölner Biochemiker von den aktuellen Ergebnissen.

Die soziale Amöbe Dictyostelium discoideum stammt aus einer Zeit vor der Aufspaltung der Lebewesen in Pilze und Tiere. Die Erforschung ihrer DNA kann deshalb die Evolution komplexer Lebensformen beleuchten. Das kleine Zwitterwesen durchläuft einen ungewöhnlichen Entwicklungszyklus. Bei Nahrungsmangel bilden bis zu 100 000 solche Amöben einen Verband, in dem sich einzelne Mitglieder opfern, um das Überleben anderer zu sichern. Die nun gefundene große Zahl von Genen spiegelt offenbar die Komplexität dieses Prozesses wieder.

Media Contact

Gabriele Rutzen idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-koeln.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer