Echt – kopiert – gefälscht? Der zerstörungsfreie Röntgenblick auf Kunstwerke entscheidet
Wann zeichnete Albrecht Dürer sein „Porträt eines Mannes mit Pelzmütze“? Bei welchen französischen Maleremails handelt es sich um Originale aus der Spätrenaissance, bei welchen um Kopien oder gar Fälschungen aus dem 19. Jahrhundert? Mit Röntgenstrahlen können Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker solche Fragen in gemeinsamer Detektivarbeit beantworten, ohne die Kunstwerke zu beschädigen. Wie das geht, zeigen die „Nachrichten aus der Chemie“ in ihrer Februar-Ausgabe.
Kunst trifft Naturwissenschaft: Röntgenanalytische Untersuchungen sind die Methoden der Wahl, wenn es darum geht, Kunst- und archäologische Objekte zerstörungsfrei zu datieren. Besonders kniffelig ist das für Kunstwerke aus Materialien, deren Alter sich nicht direkt bestimmen lässt – wie im Fall der Limousiner Maleremails aus dem 16. und 17. Jahrhundert, für die die Künstler Pasten aus Glaspulver auf Kupferplatten einbrannten.
Da das Alter von Metallen und Glas jedoch nicht direkt festzulegen ist, haben Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker gemeinsam über 160 dieser Emails untersucht und ermittelt, wann die Künstler welche Materialien verwendeten. So erhielten sie erstmals Kriterien für die zeitliche Einordnung der Kunstwerke. Die verwendeten Farbzusätze verraten zum Beispiel zuverlässig, ob ein fragliches Email aus der Spätrenaissance stammt oder erst im 19. Jahrhundert geschaffen wurde.
Mit Röntgenanalysen an 15 Silberstiftzeichnungen von Albrecht Dürer konnte ein deutsch-französisches Team nachweisen, dass genau eine Zeichnung, das „Porträt eines Mannes mit Pelzmütze“, nicht wie die anderen während Dürers Reise in die Niederlande in den Jahren 1520/21 entstand. „Verräter“ war der Stift – Dürer verwendete für das Pelzmützenporträt einen anderen als für die restlichen Zeichnungen.
Auch indischen Moghul-Miniaturen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert rückten die Experten mit Röntgenanalysen zu Leibe – und machten bei einer Miniatur aus dem 17. Jahrhundert eine erstaunliche Entdeckung. Was dieses Kunstwerk so besonders macht und welche röntgenanalytischen Untersuchungstechniken Anwendung finden, erklärt ein europäisches Expertenteam in der Februar-Ausgabe der „Nachrichten aus der Chemie“ der gesellschaft Deutscher Chemiker (Heftbestellung Tel. 069 7917 462 oder nachrichten@gdch.de).
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