Neue Sonde spürt Tumorsupressor-Gen auf

Wissenschaftler der Universität und Fachhochschule Jena haben eine präzise Gensonde entwickelt, um die spezifischen Tumorsupressor-Gene p15 und p16 nachzuweisen. Diese Gene gehören zur „Standard-Ausrüstung“ der menschlichen Erbsubstanz und ermöglichen bei der natürlichen Zellteilung die Reparatur von genetischen Fehlern. Sie können damit die Entstehung von Krebszellen – insbesondere des Blut- und des Hautkrebses – unterdrücken. Fehlen sie ganz oder teilweise, so steigt das Krebsrisiko eines Patienten erheblich. Die neue Gensonde soll aber zunächst nur in der Forschung, später auch bei der therapeutischen Nachbetreuung von Krebspatienten eingesetzt werden.

„Im Vergleich zu den bisherigen Nachweisverfahren funktioniert unsere Sonde sehr präzise, schnell und einfach“, erklärt Dr. Ferdinand von Eggeling vom Institut für Humangenetik und Anthropologie der Universität Jena. „Für eine Vorsorge-Reihenuntersuchung ist sie aber immer noch erheblich zu aufwändig. Da müssen wir wohl oder übel doch auf die Entwicklung leistungsfähiger Gen-Chips warten.“
Dennoch dient die neue Sonde schon jetzt als äußerst nützliches Instrument für die Forschung, etwa um den Zusammenhang zwischen dem Fehlen eines oder mehrerer Tumorsupressor-Gene und dem Krebsrisiko näher zu erforschen. „Wichtig dafür ist stets ein sehr zuverlässiger Nachweis“, so von Eggeling, „sonst könnten wir leicht methodischen Fehlern aufsitzen.“

Die Jenaer Gensonde wurde mit Hilfe eines molekulargenetischen Verfahrens, der so genannten Long-Distance Polymerasekettenreaktion, hergestellt und ist genau 11.680 Basenpaare lang. Insgesamt besteht die menschliche Erbsubstanz aus rund drei Milliarden solcher Basenpaare, also einzelnen Buchstaben in der „Bauanleitung des Lebens“. In diesem verwirrenden genetischen Textgefüge dockt die Jenaer Sonde präzise an dem gesuchten Tumorsupressor-Gen an und ist mit Hilfe von Fluoreszenz-Farbstoffen unter dem Mikroskop nachweisbar.

Von Eggeling: „Das geht dann am Ende relativ leicht: Wenn wir bei dem Nachweis-Verfahren, der so genannten Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, keine farbigen Markierungen finden, dann fehlt mit Sicherheit das Tumorsupressor-Gen.“ Ein wesentlicher Vorteil der Jenaer Gensonde liegt somit darin, dass auch die Erbsubstanz mehrerer Zellen und sogar ganzer Gewebeschnitte in einem Arbeitsgang untersucht werden kann. Für die Entwicklung zeichnen gemeinsam Dr. von Eggeling und Angela Bleichert verantwortlich, die über diese Forschung an der Fachhochschule Jena ihre Diplomarbeit im Studiengang Biotechnologie verfasst hat.

Ansprechpartner:
Dr. Ferdinand von Eggeling
Institut für Humangenetik und Anthropologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/935526, Fax: 935582
E-Mail: FEGG@mti-n.mti.uni-jena.de

Literatur: International Journal of Molecular Medicine, Juni 2001; 7(6):591-5

Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
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D-07743 Jena
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