Zentrum für genetische Forschung in München eröffnet
Gemeinsames “Zentrum für genetische Forschung” zur Entwicklung neuer Therapiekonzepte von GlaxoSmithKline und den Max-Planck-Instituten für Psychiatrie und Biochemie in München eröffnet
Das Genetics Research Centre (GRC) ist eine neue und in dieser Form in Deutschland bislang einzigartige Forschungseinrichtung. Das GRC verfügt über neueste Technologien zur Durchführung von Genomanalysen, die es ermöglichen, den genetischen Ursachen von Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes, Asthma oder Depressionen auf die Spur zu kommen. Langfristig sollen dadurch neue Ansatzpunkte für die Arzneimitteltherapie entwickelt werden. Weitere Projekte des GRC beschäftigen sich mit der so genannten Pharmakogenetik, d.h. mit der Erforschung der genetischen Ursachen für die Wirkungsweise und damit auch der Nebenwirkungen von Arzneimitteln.
Nach neueren Erkenntnissen der modernen Genetik steht fest, dass für das Auftreten von bestimmten Volks- oder Zivilisationskrankheiten nicht nur die Lebensumstände wie Ernährung und körperliche Aktivität sowie bestimmte Umweltfaktoren entscheidend sind, sondern auch die Vererbung eine wichtige Rolle spielt. Dies wird durch das Vorkommen bestimmter genetischer Varianten gegenüber dem bei gesunden Menschen festzustellenden Genmuster, der so genannten SNPs (sprich “SNIPs” = Single Nucleotide Polymorphisms) belegt. Genau hier setzt die Forschung im GRC an: Mit neuesten massenspektrometrischen Hochdurchsatz-Verfahren können täglich mehrere 10.000 Genotypisierungen durchgeführt werden, um damit Unterschiede im Bausteinmuster von Genabschnitten bei bestimmten Patientengruppen zu identifizieren.
Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, und Prof. Dr. Axel Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, sind überzeugt: Genetische Unterschiede spielen eine wichtige Rolle bei der Anfälligkeit für Krankheiten. Technologien wie das SNP-Mapping ermöglichen im Vergleich zu früheren Zufallsbefunden in der Forschung zukünftig ein deutlich systematischeres Vorgehen.
Ein zweiter Forschungsschwerpunkt des GRC sind pharmako-genetische Untersuchungen: Durch die Erstellung von individuellen Genprofilen wird es zukünftig möglich sein, Arzneimittelwirkungen wie Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen schon vor der Einnahme vorauszusagen. Denn: “Zwischen dem genetischen Profil einer Person und der Wirkung eines Arzneimittels besteht eine enge Verknüpfung”, so Prof. Holsboer. “In Zukunft wird es möglich sein, dieses Wissen gezielt für die Therapie zum Beispiel mit Psychopharmaka zu nutzen.”
“Unsere Vision ist die Entwicklung neuer, maßgeschneiderter Medikamente, die ein optimales Nutzen-Risiko-Verhältnis für verschiedene Patientengruppen aufweisen”, so Dr. Thomas Lander, Leiter der Forschung und Medizin bei GlaxoSmithKline Deutschland, von dem die Idee für dieses, auch für GSK einmalige, gemeinsame Forschungsvorhaben mit einer international renommierten Forschungsorganisation wie der Max-Planck-Gesellschaft stammte.
Das neue Joint-Venture GRC bietet optimale Voraussetzungen für die aufwändigen Forschungsvorhaben: GSK, als eines der weltweit führenden Pharmaunternehmen, verfügt über die notwendige langjährige und umfassende Erfahrung im Bereich der klinischen Forschung und Hochdurchsatz-Technologie, die beiden Max-Planck-Institute über herausragende Expertise im Bereich der Grundlagenforschung, erklärte Prof. Dr. Herbert Jäckle, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, München.
“Wir sind sehr stolz auf das GRC, weil wir damit als eines der wenigen ausländischen Unternehmen eine vollständige Wertschöpfungskette in Deutschland aufweisen können, von der Grundlagenforschung und klinischen Entwicklung über die Produktion bis hin zum Marketing und Vertrieb”, betonte Dr. Thomas Werner, Geschäftsführer von GlaxoSmithKline Deutschland.
“Das Zustandekommen des GRC ist hocherfreulich” so Prof. Ullrich. “Durch die Bündelung der akademischen und industriellen Forschungsaktivitäten schaffen wir Möglichkeiten, um unsere Ziele in der Grundlagenforschung schneller zu erreichen. Wir erhoffen uns durch die gemeinsame Arbeit im GRC, dass Forschungsergebnisse schneller in die Anwendung umgesetzt werden können.”
Das Genetics Research Centre GRC hat seinen Sitz auf dem Gelände des Max-Planck-Institutes für Psychiatrie in München. Für das wissenschaftliche Management sind Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer, MPI für Psychiatrie, Prof. Dr. Axel Ullrich, MPI für Biochemie, Dr. Thomas Lander, GSK Deutschland, sowie Dr. Ian Purvis, GSK Discovery Genetics, verantwortlich. Geleitet wird das GRC von dem Molekularbiologen Dr. Andreas Ruppert, der an der Entwicklung der von der Firma Sequenom stammenden Technologie wesentlich beteiligt war. Mit derzeit insgesamt vier GRC-Mitarbeitern sollen täglich fast 30.000 Genotypisierungen durchgeführt werden. Etwa 15 Prozent der Messkapazität stehen den beiden am Joint-Venture beteiligten Max-Planck-Instituten für eigenständige Forschungsprojekte zur Verfügung. Darüber hinaus besteht prinzipiell die Möglichkeit, auch Projekte mit externen Partnern durchzuführen.
München wurde als Standort für das GRC gewählt, weil es über alle wesentlichen Voraussetzungen für das Gelingen dieses anspruchsvollen Projektes verfügt: Ein außerordentlich attraktiver Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität, wissenschaftlich herausragenden Einrichtungen wie die beteiligten Max-Planck-Institute und nicht zuletzt ein industrie- und forschungsfreundliches politisches Klima, wie sich an der tatkräftigen, hervorragenden Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technik zeigte, so Lander. Die Bayerische Regierung unterstützte die Verhandlungen der beiden Forschungspartner und wird für Projekte des GRC Forschungsgelder in Höhe von € 4 Mio. zur Verfügung stellen, gab der Bayerische Wirtschaftsminister, Dr. Otto Wiesheu, bekannt.
Erste Ergebnisse der GRC Forschung werden bis etwa 2004 erwartet. Es besteht die Erwartung, dass das GRC einen wesentlichen Beitrag zur Arzneimittelentwicklung bei GSK leisten wird. Gleichzeitig bietet es den beteiligten Max-Planck-Instituten wichtige Möglichkeiten, neue Ansätze für die Erforschung der Ursachen bei verschiedenen Erkrankungen zu entwickeln und so langfristig zu einer verbesserten Therapie beizutragen.
GlaxoSmithKline Deutschland
Judith Kramer
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Max-Planck-Institut für Psychiatrie
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Wissenschaftliche Referentin
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