Gen für chronische Pankreatitis entdeckt

Eine nicht mehr heilbare, fortschreitende Entzündung der Bauchspeicheldrüse bezeichnen die Ärzte als chronische Pankreatitis. Sie ist in der Regel die Folge eines übermäßigen, lang andauernden Alkoholkonsums. Die chronische Pankreatitis kann aber auch genetische Ursachen haben und damit kann das Risiko, an ihr zu erkranken, vererbbar sein. Eine bislang unbekannte genetische Assoziation haben jetzt Wissenschaftler der Medizinischen Klinik & Poliklinik II der Universität Leipzig in internationaler Zusammenarbeit nachgewiesen und in der renommierten Zeitschrift Nature Genetics veröffentlicht.

Das Verdauungsprotein Trypsin ist verantwortlich für die Aufspaltung von Eiweißmolekülen. Es wird zusammen mit anderen Enzymen von der Bauchspeicheldrüse freigesetzt und spielt bei der Entstehung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung eine entscheidende Rolle.

Ein nachgeordnetes Protein, das Chymotrypsin C (CTRC) wurde jetzt bei deutschen und indischen Patienten mit chronischer Pankreatitis näher untersucht. Die Analysen wurden von Dr. med. Jonas Rosendahl und Privatdozent Dr. med. Niels Teich, beide aus der Medizinischen Klinik & Poliklinik II im Rahmen eines formel.1 geförderten Projekts in enger Zusammenarbeit mit Privatdozent Dr. med. Heiko Witt, Charité Berlin und Professor Miklós Sahin-Tóth, Boston, USA, durchgeführt.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass in der deutschen Pankreatitis-Patientengruppe zwei Mutationen des CTRC-Gens besonders häufig vorkamen. Ähnliche Befunde brachten Parallelstudien bei Patienten mit alkoholischer chronischer Pankreatitis. Interessant ist, dass auch bei indischen Patienten mit tropischer chronischer Pankreatitis, die zur Verkalkung der Bauchspeicheldrüse führt, CTRC-Mutationen gefunden wurden. „Daher scheint es sich um einen neuen und weltweit bedeutsamen Krankheitsmechanismus zu handeln.“, sagt Professor Dr. Joachim Mössner, Direktor der Medizinischen Klinik II.

Die Funktionstüchtigkeit des Enzyms mit diesen CTRC-Mutationen wurde von Professor Miklós Sahin-Tóth untersucht. Er stellte fest, dass die Sekretion und Aktivität dieser Mutationen von Chrymotrypsin C gestört war. Dadurch kann das versehentlich vorzeitig aktivierte Trypsin innerhalb der Bauchspeicheldrüse nicht abgebaut werden. So kommt es zu einer sogenannten „Selbstverdauung“

des Organs, die sich in einer akuten und chronischen Pankreatitis manifestieren kann.

Die Veröffentlichung ist zu finden unter:
www.nature.com/ng/journal/v40/n1/full/ng.2007.44.html

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